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Projekt erforscht Haltung von Alfried Krupp zum Nationalsozialismus

Das von der Krupp-Stiftung initiierte Aufarbeitungsprojekt zur Haltung ihres Stifters Alfried Krupp zum Nationalsozialismus geht in eine zweite Phase. Basierend auf den Ergebnissen der ersten Projektphase soll nun unter anderem geklärt werden, welchen Einfluss das familiäre Umfeld auf die Entscheidungen Alfried Krupps hatte, wie die Stiftung am Freitag in Essen mitteilte. Zudem gehe es darum, wie er persönlich in Entscheidungen zur Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit eingebunden war. Auch die Frage, welches Bild des Nationalsozialismus er vertrat und wie er eine eigene Rolle in der NS-Zeit sah, soll untersucht werden.

Ein Team von acht Autorinnen und Autoren werde sich in den kommenden Monaten verschiedenen Schwerpunkten zuwenden, um ein möglichst facettenreiches Bild Alfried Krupps seit den 1920er Jahren bis zu seinem Tod 1967 zu erhalten, hieß es. Das Ziel sei ein Sammelband, der auch in englischer Sprache erscheinen wird. Die Autoren stammen aus den Forschungsbereichen Geschichte, Wirtschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte, Erziehungswissenschaften und Soziologie. Herausgegeben wird die Publikation von der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte.

Grundlage für die Forschungsarbeit ist das 2022 initiierte Rechercheprojekt, das in Archiven Quellen suchte, die Aufschluss über die Haltung von Alfried Krupp zum Nationalsozialismus geben können. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach wurde 1907 als ältester Sohn von Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach in eine Industriellenfamilie geboren. 1943 übernahm er als Alleininhaber die Führung des Unternehmens.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Krupp von US-Truppen verhaftet und unter Arrest gestellt. 1948 wurde er im Zuge des Nürnberger Krupp-Prozesses zu einer Freiheitsstrafe und der Einziehung seines Vermögens verurteilt. 1951 folgte die Begnadigung, zwei Jahre später übernahm er wieder die Leitung der Firma Krupp. 1967, kurz vor seinem Tod, verfügte Alfried Krupp, sein Privat- und Firmenvermögen in eine gemeinnützige Stiftung einzubringen.

Das unternehmerische Handeln Alfried Krupps in der NS-Zeit ist im Zusammenhang des Nürnberger Krupp-Prozesses und in wissenschaftlichen Studien bereits thematisiert worden. Eine umfassende Untersuchung seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus gibt es den Angaben zufolge bislang jedoch nicht.