Das grafische Werk der beiden katalanischen Künstler Antoni Tàpies (1923-2012) und Joan Miró (1893-1983) steht ab Samstag im Mittelpunkt einer neuen Sonderausstellung im Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster. Unter dem Titel „Tàpies/Miró – Welt auf Papier“ treten über 100 Arbeiten der beiden Künstler in einen spannungsreichen Dialog, wie das Museum am Freitag erklärte. Anlass der Ausstellung ist der 100. Geburtstag von Tàpies und der 130. Geburtstag von Miró.
Der Titel der Schau „Welt auf Papier“ besitze einen zweifachen Sinn, hieß es weiter. Er verweise einerseits auf den konkreten Wirklichkeitsbezug im Schaffen beider Künstler in Form von Gegenständen wie Kleidungsstücken, Holzfundstücken oder auch Zeitungsausschnitten. Zum anderen gehe es um den historischen Zeitbezug ihres Werks, das mit der Geschichte Spaniens, der Opposition gegen das einstige Franco-Regime und der Suche nach der katalanischen Identität eng verbunden sei.
Joan Miró und Antoni Tàpies lernten sich 1948 kennen. Die Liebe zur katalanischen Heimat, zu ihrer Sprache, Dichtung und Kultur bildet nach Museumsangaben die Grundlage ihrer langjährigen Freundschaft. Beiden gemeinsam sei eine hermetische, zeichenhafte Kunst. Während Mirós Werk eine emotional-spielerische Note besitze, präsentierten sich Arbeiten von Tàpies dunkler, verschlossener, auch abstrahierender. Oder wie es Tàpies formulierte: „Bei Miró geht es immer um das Außen, um Landschaft, um Kosmos. Bei mir hingegen um das Interieur.“
Die Ausstellung unter der Schirmherrschaft der spanischen Botschaft ist den Angaben zufolge Teil der internationalen Feierlichkeiten des Jubiläumsjahres „Tàpies Lives/Living Tàpies“, das von der Fundació Tàpies Barcelona initiiert wurde. Neben dem Kunstmuseum Pablo Picasso Münster sind zahlreiche andere europäische Museen wie das Museo Reina Sofia in Madrid oder das Bozar in Brüssel beteiligt.
Die Sonderschau ist bis zum 21. Januar 2024 zu sehen. Parallel dazu zeigt das Picasso-Museum in der Studioausstellung „Mit Pinsel, Strich und Pferdestriegel – Picassos druckgrafische Experimente“ ausgewählte Lithografien, Linolschnitte und Aquatinten aus der eigenen Sammlung.