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Pflegeforscher widerspricht Lauterbach – Pflegebedarf erwartbar

War der Bundesgesundheitsminister zu naiv in seinen Schätzungen für die Pflegebedürftigkeit? Das legt zumindest der Pflegeforscher Heinz Rothgang nahe. Für den Anstieg nennt er Gründe – belegbar seien die aber nicht.

Der massive Anstieg an Pflegebedürftigen in Deutschland kommt aus Sicht des Bremer Pflegeforschers Heinz Rothgang nicht überraschend. Die gegenwärtige Entwicklung weiche nicht deutlich von den zu erwartenden demografischen Effekten ab, sagte Rothgang dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag).

Damit widersprach der Forscher der Deutung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Dieser hatte von einem unerwarteten Zuwachs der Pflegebedürftigen im vergangenen Jahr gesprochen; von rund 50.000 Personen, die zu erwarten gewesen wären, auf 360.000.

Sollte Lauterbach tatsächlich für 2023 nur mit einem Zuwachs von 50.000 Pflegebedürftigen gerechnet haben, dann habe der Minister “mit einem äußerst unwahrscheinlichen Szenario gearbeitet”, so Rothgang. Er sagt, es wäre mit mindestens 250.000 Pflegebedürftigen zu rechnen gewesen. Die noch größere Zahl könnte aus seiner Sicht auf Effekte der Corona-Pandemie zurückzuführen sein, etwa Long-Covid-Erkrankungen und psychologische Spätfolgen. Belege dafür gebe es aber nicht.