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Pater Anselm Grün: In jedem steckt Offenheit und Neugier für Glauben

Viele Menschen haben nach Ansicht des bekannten Benediktinerpaters und Bestsellerautors Anselm Grün ein Bedürfnis nach Spiritualität – aber eher nicht nach Kirche. Sie könnten mit „normalen“ kirchlichen Angeboten wie Gottesdiensten wenig anfangen, sagte Grün dem Evangelischen Pressedienst (epd). In den Führungskursen seiner Abtei Münsterschwarzach erlebe er oftmals Menschen, „die sagen, sie hätten nichts mit Kirche und Glauben am Hut“, dann aber ließen sie sich trotzdem darauf ein: „Tief in jedem steckt eine Offenheit und Neugier dafür“, betonte Grün, der am 14. Januar 80 Jahre alt wird.

Als ein großes Problem der Kirchen betrachtet Pater Anselm „inzwischen die mangelnde Glaubwürdigkeit“. Sie moralisiere und fordere zu viel von den Menschen und könne diese Ansprüche als Institution oft selbst nicht erfüllen. „Wir sollten Menschen Angebote machen, die ihnen helfen, sie begleiten bei den Fragen des Lebens, nach dem Sinn des Lebens“, erläuterte der bekannte Benediktinermönch aus Franken, der schon unzählige Ratgeberbücher auch zu diesem Thema geschrieben hat. „Am besten wäre es, wenn Kirche das nicht nur in Extremsituationen des Lebens wie Trauer und Tod macht, sondern als kontinuierliche Lebensbegleitung.“

Zu seinem bevorstehenden runden Geburtstag sagte Grün: „Natürlich merke ich mein Alter.“ Er fühle sich aber „grundsätzlich fit“, auch wenn er nicht bewusst Sport treibe. Er gehe gerne spazieren und im Urlaub wandere er auch, erläuterte er: „Die gleichmäßige Lebensführung des Klosteralltags ist für Körper und Geist ganz gut.“ Nach wie vor stehe er morgens um halb fünf auf, um am Klosteralltag ganz normal teilzunehmen. Er sei sehr dankbar für sein bisheriges Leben: „Ich bin mir sehr darüber im Klaren, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und dass sich das mit 80 Jahren auch schnell ändern kann. Aber ich wäre auch bereit zu gehen.“

Seinen Geburtstag feiert er am 14. Januar „eher unspektakulär“ mit Geburtstagskaffee in der Verwaltung der Abtei. Am Wochenende darauf findet ein Symposium und abends eine Konzertlesung zu seinem Geburtstag mit den Liedermachern Clemens Bittlinger, Johannes Matthias Roth und Matthias Gahr statt. „Und natürlich freue ich mich darüber, dass meine fünf noch lebenden Geschwister samt Familien zu Besuch kommen“, sagte er. (00/0005/02.01.2025)