These 1: Halten wir uns an die Bekenntnisschriften
Wir evangelischen Christen sind den Bekenntnisschriften verpflichtet – und darin steht unter anderem, dass die Pastoren die reine Lehre zu vermitteln und die Sakramente richtig zu verwalten haben. Auf dieser Grundlage frage ich mich: Ist es wirklich richtig, dass wir Quereinsteigern erlauben, zu predigen? Oder dass beim Abendmahl vielerorts Saft statt Wein ausgegeben wird – auch dort, wo es gar nicht nötig ist? Oder dass manchmal sogar Nicht-Ordinierte das Abendmahl austeilen? Solche Entscheidungen müssten kritischer diskutiert werden. Nach lutherischem Verständnis gilt: Sobald beim Abendmahl die Einsetzungsworte gesprochen sind, ist Christus in uns, um uns und mitten unter uns! Daher bitte mehr Ehrfurcht vor dem Abendmahl.
These 2: Besinnen wir uns auf unseren Kernauftrag
Was ist unser wichtigster Auftrag als Kirche, wofür sind wir da? Um den Menschen die frohe Botschaft Jesu Christi und die Rechtfertigungslehre zu verkündigen. Wenn ich mir anschaue, welche Referate es alle bei der Nordkirche gibt, habe ich den Eindruck, dass das aus dem Blick geraten ist. Viel Geld und Energie fließt in andere Dinge, die Gemeinden ersticken in bürokratischen Vorgaben und Bauaufgaben. Pastoren sollten davon entlastet werden, damit sie wieder tun können, wofür sie da sind: Predigen, Seelsorgebesuche machen, Bibelstunden halten.
These 3: Jesus Christus ist unser Grund
Wenn die evangelische Kirche sich heute öffentlich äußert, werden alle möglichen Menschen zitiert – aber nicht Jesus Christus. Dabei ist Christus der Grund unseres Glaubens! Auf ihn müssen wir immer wieder zurückgehen, privat und auch in öffentlichen Debatten.
These 4: Wir brauchen mehr Hausbesuche
In meinen 34 Jahren als Gemeindepastor habe ich zig Modelle zum Thema Gemeindeaufbau gelesen, aber nicht eins davon war wirklich tragfähig. Das einzige, was für wachsende Gemeinden sorgt, sind Hausbesuche. Die Menschen wollen gesehen werden, wollen spüren, dass man für sie da ist. Wir sollten nicht nur die 80-Jährigen zum Geburtstag besuchen, sondern auch die 20- oder 30-Jährigen. Wenn der Pastor da vorbeikommt, einen Schnaps mittrinkt, alles Gute wünscht und sagt, Du kannst Dich jederzeit melden, wenn was ist – das bleibt in Erinnerung!
These 5: Gottesdienste dürfen schlicht sein
Papst Benedict XVI. hat mal im Blick auf Liturgie und Gottesdienst sinngemäß geschrieben: Große Dinge werden durch die Wiederholung nicht langweilig, sondern größer, und wir werden dabei stiller und reicher. Nur das Belanglose braucht immer etwas Neues. Es gibt heute so viele verschiedene Gottesdienste, alles soll modern und kreativ sein. Da werden dann Tiere mitgebracht, man wirft sich Wollknäule zu und was nicht noch alles. Aber wir haben eine Liturgie, in der alles Wesentliche drin ist: das Bekenntnis, die Fürbitte, das Vaterunser und so weiter. Große Dinge, und dazu gehört auch unsere Liturgie, werden durch die Wiederholung größer, wir werden reicher.
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