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Papstwahl kann kommen – Ab Mittwochabend Rauch über dem Vatikan

Die Welt blickt gebannt auf Rom, wo demnächst weißer Rauch einen neuen Papst ankündigen wird. Derweil wurden im Vatikan viele Eide geleistet – nur nicht von denen, die das eigentlich immer am 6. Mai tun.

In Rom ist alles bereit für die Papstwahl. Am Dienstagmorgen bezogen die 133 wahlberechtigten Kardinäle ihre Quartiere im Vatikan. Mit einer Messe am Mittwoch um 10 Uhr im Petersdom beginnt die Papstwahl. Nachmittags ziehen die Kardinäle in die Sixtinische Kapelle ein, wo anschließend bereits der erste Wahlgang stattfindet. Haben sie sich auf einen Nachfolger des am 21. April gestorbenen Franziskus geeinigt, steigt weißer Rauch aus dem Schornstein der “Sixtina”.

Ab Donnerstag könnte das viermal am Tag der Fall sein, wie Vatikansprecher Matteo Bruni mitteilte: Ab ca. 10.30 und 12 Uhr sowie ab etwa 17.30 und 19 Uhr lohnt sich ein Blick auf die Live-Übertragungen etwa von Vatikanmedien vom Petersplatz. Fällt bei den je zwei Wahlen am Vor- bzw. am Nachmittag keine Entscheidung, werden die Stimmzettel gemeinsam verbrannt; damit könnte jeweils gegen 12 Uhr und gegen 19 Uhr schwarzer Rauch aufsteigen – im Falle einer Wahl auch weißer Rauch.

Am Dienstagmittag endeten die Beratungen der Kardinäle, an denen nicht nur die 133 unter 80-Jährigen, sondern alle 252 Mitglieder des Kardinalskollegiums teilnehmen konnten. Unter anderem betonten sie, dass die Reformen von Papst Franziskus – etwa die Gesetzgebung zu Missbrauch, Wirtschaft, mehr Teilhabe in der Kirche und Friedensarbeit – fortgeführt werden sollten. Erneut bekräftigen die Geistlichen, dass der künftige Papst ein Brückenbauer, ein Hirte und ein “Lehrer der Menschlichkeit” sein müsse. In Zeiten des Krieges, der Gewalt und der tiefen Polarisierung brauche es einen Papst “der Barmherzigkeit, der Synodalität und der Hoffnung”.

Zugleich riefen die Kardinäle weltweit zu Friedensbemühungen auf. Mit Bedauern sähen sie, dass bisherige Anstrengungen in der Ukraine, in Nahost und anderen Regionen bisher keine Erfolge gebracht hätten, erklärten sie. “Wir appellieren nachdrücklich an alle beteiligten Parteien, so bald wie möglich einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen und ohne Vorbedingungen und weitere Verzögerungen den von den beteiligten Völkern und der ganzen Welt seit langem ersehnten Frieden auszuhandeln”, heißt es in der Erklärung.

Unterdessen gab es für einen der drei deutschen Papstwähler noch rechtzeitig vor dem Konklave eine wichtige juristische Entscheidung: Die Staatsanwaltschaft Köln erhebt keine Anklage gegen Kardinal Rainer Maria Woelki. Das Verfahren wurde eingestellt mangels hinreichenden Tatverdachts und gegen Auferlegung einer Geldzahlung von 26.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung, teilte die Behörde am Dienstag mit.

Sie hatte seit November 2022 gegen Woelki ermittelt – zunächst wegen möglicher falscher eidesstattlicher Versicherungen und dann zusätzlich wegen des Verdachts auf Meineid. Außer Woelki (68) sind der Münchner Kardinal Reinhard Marx (71) und der ehemalige Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller (77) papstwahlberechtigt.

Bereits am Montag haben rund 100 Personen, die das Konklave organisatorisch unterstützen, strengste Vertraulichkeit gelobt. Den feierlichen Eid legten auch Köche, Krankenschwestern, Fahrer, Techniker, Reinigungskräfte und Beichtväter ab. Außerdem verpflichtet sich jeder, während der Wahl keine Fotos, Audio- oder Videoaufnahmen zu machen. Wer dagegen verstößt, riskiert die höchste kirchliche Strafe: die Exkommunikation.

Bereits kurz nach dem Tod von Papst Franziskus wurde entschieden, dass die traditionelle Vereidigung der neuen Rekruten der Schweizergarde vom 6. Mai auf den Herbst verschoben wird. Stattdessen fand am Dienstag eine feierliche Kranzniederlegung der Garde im vatikanischen Damasushof statt.