Rund 100 Palästinenser und ihre Unterstützer haben am Dienstagabend in Hannover nach Polizeiangaben gegen einen Auftritt des israelischen Botschafters Ron Prosor beim Sommerempfang der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion demonstriert. Vor dem Neuen Rathaus schwenkten sie Palästina-Flaggen und skandierten „Stoppt den Krieg“ oder „Freiheit für Palästina“. Zu einer Gegendemonstration kamen laut Polizei rund 60 Personen zusammen, um Solidarität mit Israel zu zeigen. Die Kundgebungen verliefen ohne Zwischenfälle.
Ungeachtet der Proteste fand derweil im Gartensaal des Neuen Rathauses wie geplant das Sommerfest der CDU mit mehreren Hundert geladenen Gästen statt, bei dem Prosor eine Rede hielt. CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner hatte die Kritik an der Einladung des Botschafters zurückgewiesen. Deutschland trete für das Existenzrecht Israels ein, das seit dem Massaker der Terrororganisation Hamas an Juden am 7. Oktober 2023 mehr denn je gefährdet sei, betonte er.
Zu der Kundgebung unter dem Motto „Gegen den Krieg – für die Menschenwürde“ hatte die Palästinensische Gemeinde Hannover aufgerufen. Auf Schildern forderten Teilnehmer, teils in Palästinenser-Tücher gehüllt, einen Boykott Israels und einen Waffenstillstand im Gaza-Streifen, wo die israelische Armee gegen die Hamas vorgeht. Von Musik aus Lautsprechern begleitet erinnerten sie an die Flucht und Vertreibung der Palästinenser vor 76 Jahren.
Der Vorsitzende der Palästinensischen Gemeinde in Hannover, Yazid Shammout, hatte in einem Brief an die Partei vehement gegen die Einladung des Botschafters protestiert und seine Teilnahme an dem Empfang abgesagt. Die Einladung sei ein „Affront gegen alle Menschen, die die Menschenwürde achten“, schrieb er mit Verweis auf das Vorgehen der israelischen Streitkräfte im Gaza-Streifen.