Im Nahostkonflikt will der Vatikan ausdrücklich diplomatische Neutralität wahren; ein mitunter schwieriges Unterfangen. Nun war Palästinenser-Chef Abbas beim Papst – erstmals seit dem 7. Oktober 2023.
Papst Franziskus hat Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas am Donnerstagmorgen in Audienz empfangen. Bei den “herzlichen Gesprächen” im vatikanischen Staatssekretariat wurde der wichtige Beitrag der katholischen Kirche für die palästinensische Gesellschaft hervorgehoben, insbesondere bei der Unterstützung in der “sehr ernsten” humanitären Lage im Gazastreifen, wie der Vatikan mitteilte. Dabei sei die Hoffnung auf einen Waffenstillstand sowie die Freilassung aller Geiseln geäußert worden, hieß es.
Die Gesprächspartner verurteilten demnach jedwede Form von Terrorismus; eine Zwei-Staaten-Lösung sei nur durch Dialog und Diplomatie zu erreichen. Dabei müsse sichergestellt werden, dass Jerusalem einen Sonderstatus erhalte und ein Ort der Begegnung und Freundschaft der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam sein könne. Abschließend äußerten die Beteiligten die Hoffnung, dass das Heilige Jahr 2025 zur Rückkehr der Pilger ins Heilige Land führen werde, das sich so sehr nach Frieden sehne, so der Vatikan.
Abbas (89) führte demnach auch Gespräche mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Vatikanischen Außenminister Paul Richard Gallagher. Bei dem rund 30-minütigen Treffen überreichte er dem Papst laut Medienberichten ein Gemälde nach einem Foto, das beide bei dem Besuch von Franziskus 2014 in Bethlehem zeigt.
Der seit rund 20 Jahren amtierende Palästinenserführer Abbas war zuletzt 2021 beim Papst. Nach Vatikanangaben telefonierte Franziskus in den vergangenen Jahren mehrfach mit ihm, insbesondere nach dem Angriff der palästinensischen Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Im Juni 2014 hatte Abbas gemeinsam mit dem damaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres an einem historischen Friedensgebet im Vatikan teilgenommen. Auf Einladung von Papst Franziskus pflanzten sie damals gemeinsam einen Olivenbaum, umarmten einander und gelobten den Willen zum Frieden. Im Juni 2024 erinnerte der Papst in einer Zeremonie an die einzigartige Geste vor zehn Jahren und “flehte” erneut um Frieden im Nahen Osten.