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Pädagogin: Spielwaffen nicht generell verbieten

Zum Frieden erziehen in einer Welt voller Konflikte: “Dass Kinder keine Spielwaffen haben dürfen, ist für mich zu banal”, erklärte die Kieler Pädagogikprofessorin Tanja Pütz der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in einem am Freitag veröffentlichten Gespräch. “Waffen sind in der Welt der Erwachsenen gerade total präsent. Das bekommen auch Kinder mit und müssen es irgendwie mit ihrem inneren Kompass in Einklang bringen und verarbeiten”, so die Wissenschaftlerin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Wenn etwa ein Stock in einem Spiel als Waffe deklariert werde, könne dies “Teil eines Verarbeitungsprozesses” sein. Man bewege sich allerdings auf einem schmalen Grat. “Waffen dürfen niemals verherrlicht werden.” Zudem wandte sich Pütz gegen Spielwaffen, die täuschend echt aussehen.

“Dass Frieden nicht das Weglassen von Waffen ist, lernen wir gerade massiv”, sagte sie. Es sei sinnvoll, mit Kindern Bilder von Kriegen zu besprechen und zu bewerten, “um die Abwärtsspirale von Konflikten deutlich zu machen”.

Natürlich bestehe grundsätzlich der Wunsch nach einer gewaltfreien Lösung von Konflikten, so Pütz weiter. “Wenn ich geschlagen werde, ist es aber nachvollziehbar, dass ich mich auch auf gleichem Kanal wehre”, sagte Pütz. Umso wichtiger sei das Gespräch danach. “Wer schlägt, dem sind die Argumente ausgegangen.” Kinder müssten ermutigt werden, früher aus der Situation rauszugehen. “Wir müssen sie fit machen, ihre Emotionen auf anderem Weg auszudrücken.”

Die Teilnahme an friedlichen Demonstrationen gemeinsam mit den Eltern könne etwa ein solcher Weg sein, so Pütz. “Dadurch lernen sie, dass es ein friedliches Meinungsinstrument ist, mit dem man seine Meinung kundtun kann. Auch kleine und leise Menschen könnten dadurch zeigen, dass sie mehr sind.”

Kinder könnten durch eine solche Teilnahme einen moralischen Kompass der Gemeinschaft entwickeln. “Je nach Gemeinschaft kann das aber auch gefährlich sein”, warnte sie weiter. “Kinder sind auch im Bereich politischer Einflussnahme eine vulnerable Gruppe, die besonders vor Rechtspopulismus zu schützen ist.”

Pütz warb trotz aller weltweiten Konflikte für einen positiven Blick auf den Menschen. “Das Positive am Menschsein ist, dass wir soziale Wesen sind, die befähigt sind, einander zuzuhören”, so die Erziehungsexpertin. “Wenn man sich mit dem Thema Frieden beschäftigt, ist die Erziehung gerade im jungen Alter wesentlich. In Kitas und zu Beginn der Schulzeit sind Kinder noch offen füreinander und andere Perspektiven. Bis zur Pubertät haben viele bereits Vorurteile aufgebaut.”