Der Roman „Krabat“ nimmt unter den Jugendbüchern von Otfried Preußler eine Sonderrolle ein. Auch, weil dem Werk aus evangelikalen Kreisen immer wieder vorgeworfen wurde, es sei mit dem christlichen Glauben unvereinbar.
Die Erzählung handelt vom Waisenjungen Krabat. Als Lehrling eines Zaubermeisters in einer Mühle in der Lausitz kommt er mit dunkler Magie in Berührung. Unter Lebensgefahr muss er sich gegen seinen Lehrherrn behaupten.
Das Buch ist Spannungsliteratur pur. Aber der düstere Grundton der Erzählung und die über weite Strecken schaurige, bedrohliche Atmosphäre wollen so gar nicht zu den anderen Jugendbüchern des Autors passen. Ob bei der kleinen Hexe, dem Räuber Hotzenplotz, dem kleinen Gespenst oder dem Wassermann – dort werden alle Verstrickungen und Abenteuer in einem leichten Ton beschrieben.
Am Ende von „Krabat“ wartet die Erlösung
Anders bei Krabat. Auch Erwachsene, die das Buch lesen, spüren die Beklemmung, die über der Erzählung liegt. Allerdings – und da bleibt sich Autor Otfried Preußler treu – behalten auch bei Krabat nicht Schrecken und Verzagen den Sieg. Am Ende wartet die Erlösung.
Was ist also dran an dem Vorwurf, „Krabat“ sei nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar? Schaut man genauer hin, erkennt man, dass dem ganzen ein grobes Missverständnis zugrunde liegt.
Sicher, der Roman beschreibt zwar eine Welt voller Zauberei und dunklen Künsten; Praktiken, vor denen die Bibel ausdrücklich warnt. Auch taucht der Teufel in der Mühle auf; er wird nicht beim Namen genannt, nur als „Herr Gevatter“ bezeichnet. Aber die Hinweise sind eindeutig: Hahnenfeder, hinkender Gang, lässt Knochen mahlen, erscheint in Neumondnächten, lässt seinen Wagen von sechs Pferden ziehen („666“) und fordert Menschenopfer.
Krabat erkennt die Sündhaftigkeit seines Wegs
Aber: „Krabat“ ruft ja gerade nicht auf, sich dieser dunklen Seite zu unterwerfen. Das Buch ist keine Werbung für den Teufelspakt, den der Müller eingegangen ist. Sondern eine ausdrückliche Warnung davor. Krabat, anfangs schwer beeindruckt von der schwarzen Magie, erkennt die Sündhaftigkeit seines Wegs und kämpft unter Einsatz seines Lebens dagegen an. Darin zeigt sich nach eigener Aussage des Autors dessen Geschichte als junger Soldat in Nazi-Deutschland. Und, aufgepasst, der Mensch, der in selbstloser Liebe letztlich den Sieg über den Teufelspakt erringt, ist ein Mädchen, die „Kantorka“. Preußler gebraucht dieses Wort statt eines Namens. „Kantorka“: In der Lausitz ist das die sorbische Bezeichnung für die Vorsängerin bei den Ostergesängen.