Schillernd ist die Historie Ostpreußens, die bis ins Mittelalter zurückreicht. In der waldreichen Region an der baltischen Ostseeküste wurde viel Weltgeschichte geschrieben.
Das historische Ostpreußen umfasst ein Gebiet längs der Ostseeküste und dem Hinterland, das sich etwa zwischen der heute polnischen Stadt Gdansk (Danzig) im Westen und der litauischen Hafenstadt Klaipeda (Memel) im Nordosten erstreckt. Das ehemalige Memelland gehört heute zu Litauen, ein weiterer Teil mit Kaliningrad (Königsberg) zu Russland; die südlichen Gebiete sind in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren aufgegangen.
Der polnische Herzog Konrad von Masowien holte im 13. Jahrhundert den Deutschen Orden in die Region, um mit dessen Hilfe die dort lebenden Prußen – sie sollten der Region ihren Namen geben – sowie andere baltische Völker zu christianisieren und unter seine Herrschaft zu bringen. Der noch heute existierende Deutsche Orden war ähnlich wie Johanniter und Malteser als Ritterorden zur Zeit der Kreuzzüge entstanden.
Mit ihrem militärischen Engagement sicherte sich die Ordensgemeinschaft rasch Macht und Ländereien am Baltikum. Auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung umfasste der sogenannte Deutschordensstaat eine Fläche von 200.000 Quadratkilometern – das Fünffache der Schweiz. Doch schon 1410, nach einer vernichtenden Niederlage gegen ein polnisches und litauisches Heer in der Schlacht bei Tannenberg, hatte der Deutschordensstaat seinen Zenit überschritten.
Ein Ableger war das Herzogtum Preußen, das zunächst zum polnischen Königreich gehörte. 1618 fiel das Herzogtum an das Haus Brandenburg. Eine wichtige Zäsur stellt das Jahr 1701 dar, als Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg in Königsberg zum “König in Preußen” gekrönt wurde. Eine Provinz Ostpreußen wurde erstmals 1772 gebildet – nach der ersten Teilung Polens zwischen Preußen, Russland und Österreich.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam das Memelgebiet unter die Verwaltung des Völkerbundes; der “Polnische Korridor” trennte von 1920 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs Ostpreußen vom Rest des Deutschen Reiches. Unter dem Regime von Adolf Hitler avancierte Ostpreußen zum “NS-Mustergau”. Die nordöstlichste Provinz Deutschland umfasste 1939 rund 39.000 Quadratkilometer mit circa 2,3 Millionen Einwohnern.
In dem von den Deutschen entfesselten Zweiten Weltkrieg wurde die Region lange von Kampfhandlungen verschont. Stattdessen gehörte Ostpreußen zu jenen Gebieten, die als “Reichsluftschutzkeller” bezeichnet wurden. Dorthin evakuierten die Behörden ab 1943 Menschen, die den Bombenangriffen der Westalliierten ausgesetzt waren. Ab der zweiten Jahreshälfte 1944 drangen sowjetische Truppen immer weiter auf ostpreußisches Territorium vor.
In der waldreichen, von Landwirtschaft geprägte Gegend haben viele Völker ihre Spuren hinterlassen. Bedeutende kulturelle Einflüsse gingen von der Universität Königsberg aus; dort wirkte unter anderen der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804). Mit der Niederlage Nazideutschlands endete 1945 die deutsche Geschichte Ostpreußens.