Die säkulare Regierung in Bangladesch brach Anfang August zusammen. Seither sollen islamistische Kräfte religiöse Minderheiten gezielt ausgrenzen; Menschen anderer Religionen im Verwaltungsdienst seien entlassen worden.
Die Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) sieht mit Sorge, wie sich die Lage in Bangladesch für Christen und Hindus verschlechtert. Nach dem Zusammenbruch der säkularen Regierung von Sheikh Hasina Anfang August scheinen islamistische Kräfte zu erstarken, wie die Organisation für Religionsfreiheit und Menschenwürde am Mittwoch in München mitteilte. Angehörige religiöser Minderheiten würden bedroht, von ihren Posten entlassen oder seien auf der Flucht. So sollen Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung zum Rücktritt gezwungen und durch Anhänger der früher verbotenen islamistischen Parteien ersetzt worden sein.
Hasinas Regierung hatte die islamistische Oppositionspartei Jamaat-e-Islami von der Teilnahme an den Wahlen ausgeschlossen, während der Studentenproteste sogar gänzlich verboten. Die Übergangsregierung habe das Verbot der größten islamistischen Partei und ihres studentischen Flügels später aufgehoben, so dass diese wieder frei agieren könne. Laut Mitteilung soll eine andere zuvor verbotene islamistische Organisation, Hizb ut-Tahrir, ebenfalls stetig an Einfluss gewinnen. Sie baue offenbar eine starke Unterstützerbasis auf und übe Einfluss auf die Übergangsregierung aus.
Bei einer Kundgebung Anfang August machte Hizb ut-Tahrir ihre minderheitenfeindliche Haltung deutlich, wie es heißt. Nach Angaben eines lokalen Projektpartners von CSI rief sie dazu auf, Bangladesch zu einem 100-prozentig islamischen Land zu machen. In der Zwischenzeit hätten Mobs der Hizb ut-Tahrir Christen und Hindus mit Gewalt gedroht. “Sie demonstrierten vor unserem Büro und unserem Haus. Sie trugen Schwerter und Schusswaffen bei sich”, berichtet der CSI-Partner. “Fünf Nächte hintereinander haben sie alle Christen in der Gegend bedroht. Sie haben die Türen mit Kreuzen markiert.”