Die Suche nach Wasser und Nahrung birgt für Frauen und Mädchen im Kongo in Zentralafrika enorme Gefahren. Sie werden von bewaffneten Männern überfallen und missbraucht, ganz besonders oft in der Provinz Nord-Kivu.
In der Demokratischen Republik Kongo hat nach Einschätzung von Ärzte ohne Grenzen (MSF) sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen im vergangenen Jahr stark zugenommen. In einer am Montag veröffentlichten Untersuchung heißt es, dass die Organisation im Jahr 2023 die Gesundheisbehörden bei der Behandlung von 25.166 Überlebenden sexualisierter Gewalt unterstützte. Das seien mehr als zwei Opfer pro Stunde.
Es sei die mit Abstand höchste Fallzahl, die man je verzeichnet habe. In den drei vergangenen Jahren waren es jeweils rund 10.000 Fälle. Die Fälle wurden überwiegend in der Provinz Nord-Kivu verzeichnet: Zwischen zwischen Januar und Mai wurden 17.363 Personen behandelt, die meisten in Flüchtlingscamps rund um die Provinzhauptstadt Goma. In der Region bekämpfen sich Rebellen der Bewegung M23 und kongolesische Regierungseinheiten.
Laut Christopher Mambula, Programmleiter der Organisation im Kongo, sei bei zwei von drei Übergriffen Waffengewalt genutzt worden. “Die Angriffe fanden in den Vertriebenencamps und umliegenden Gegenden statt, in denen die Betroffenen nach Holz oder Wasser suchten oder auf den Feldern arbeiteten”, so Mambula weiter.
Die “völlig unzureichende humanitäre Versorgung und die inhumanen Lebensbedingungen vor Ort” verschärften laut Bericht die Lage. Weil es an Nahrung, Wasser und Erwerbsmöglichkeiten fehle, seien Frauen und Mädchen häufig gezwungen, sich auf benachbarte Felder und Hügel der Gegend zu begeben, in denen sich bewaffnete Männer aufhalten.
Doch auch in den Flüchtlingscamps sei die Zahl der bewaffneten Männer massiv. Zudem machte das Fehlen von sanitären Einrichtungen und sicheren Räumen Frauen und Mädchen leichter angreifbar.
Für den Bericht “We are calling for help” (“Wir rufen um Hilfe”) wurden Daten aus 17 Projekten in fünf kongolesischen Provinzen ausgewertet. 98 Prozent der Behandelten waren Frauen und Mädchen; jede zehnte war minderjährig.
Laut Angaben von Behörden der Vereinten Nationen sind im ganzen Land (Bevölkerung: 115 Millionen) mehr als 7,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Nach Informationen des Amtes für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) stehen mehr als 25 Millionen Menschen keine ausreichenden Lebensmittel zur Verfügung. Etwa 6,4 Millionen dieser Personen seien von akuter Unterernährung betroffen.