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Oberrabbiner Goldschmidt: “Wir sind hier, um zu bleiben”

Der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Pinchas Goldschmidt, hat den Umzug der Konferenz von London nach München als historisch bezeichnet. “Die Hoffnung und Zuversicht triumphieren über die Geschichte”, sagte Goldschmidt der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag). Zugleich handle es sich auch um eine Botschaft an all die dunklen Kräfte, die es heute gebe und die glaubten, dass sie das jüdische Volk zerstören könnten. “Wir sind hier, um zu bleiben.”

Die Konferenz der Europäischen Rabbiner eröffnet heute Abend ihren neuen Hauptsitz in der bayerischen Landeshauptstadt. An der Einweihung nehmen mehrere Vertreter der bayerischen Staatsregierung teil. Diese fördert künftig die Arbeit der Rabbinerkonferenz jährlich mit 1,5 Millionen Euro. Der Konferenz gehören nach eigenen Angaben 800 aktive Rabbiner an. Präsident ist seit 2011 der ehemalige Moskauer Oberrabbiner Goldschmidt. Er musste nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nach Israel emigrieren.

Es sei schon einmalig, dass eine jüdische Organisation von einer Regierung eingeladen werde, sich anzusiedeln, erklärte der Oberrabbiner. Man fühle sich in München sehr sicher und sei der bayerischen Polizei und den Sicherheitsbehörden sehr dankbar für ihre Unterstützung und die gute Zusammenarbeit. Das Gleiche gelte für die bayerische Staatsregierung, die das Zentrum für Jüdisches Leben politisch und finanziell großartig unterstütze.

Nach den Worten des CER-Vorsitzenden wächst in Deutschland die jüdische Gemeinde. München beherberge eine der größten Gemeinden mit einer großen Infrastruktur. Das seien perfekte Bedingungen. Bayern und seine Landeshauptstadt seien wieder Heimat für Tausende Jüdinnen und Juden geworden, die nach der Schoah ein lebendiges und weiter prosperierendes Gemeindeleben aufgebaut hätten und es hierzulande praktizieren könnten.

München habe sich mit dem Bau der Ohel-Jakob-Synagoge, dem Gemeindezentrum und als regelmäßiger Tagungsstandort jüdischer Organisationen zu einem neuen Kristallisationspunkt für jüdisches Leben entwickelt, erinnerte Goldschmidt. Dazu komme, dass die Stadt zu einer Anlaufstation jüdischer Kriegsflüchtlinge aus Russland und der Ukraine geworden sei. Unter der großartigen Führung von Charlotte Knobloch habe man das Judentum ins Herz der Stadt München zurückkehren lassen. Er spüre hier Offenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber jüdischem Leben, mehr als in anderen Städten Europas.

Vor allem die bayerische Politik habe erkannt, dass eine lebendige jüdische Gemeinde nicht nur für das jüdische Volk selbst gut sei, sondern auch für die Gemeinschaft insgesamt, sagte der Oberrabbiner. “Sie ist eine Quelle des kulturellen Reichtums, der intellektuellen Vielfalt und der moralischen Stärke. Dennoch wäre es schön, wenn wir noch mehr Berührungspunkte hätten und Juden und Nichtjuden mehr übereinander erfahren.”