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NS-Zwangsarbeit: Schenkung für Bremer Museum zeigt Opferperspektive

Es ist klein, unscheinbar – und doch ein wertvolles Dokument der NS-Zeitgeschichte: Das Bremer Focke-Museum hat am Mittwoch ein Gemälde des französischen Kriegsgefangenen David Alloi geschenkt bekommen. Es zeigt den Frachter „Admiral Brommy“ im Holz- und Fabrikenhafen der Hansestadt, auf dem Alloi als Zwangsarbeiter untergebracht war und den er 1942 malte. Die Schenkung sei „ein Glücksmoment“, sagte der Stadthistoriker des Museums, Jan Werquet.

Die Arbeit hängt jetzt in der Museums-Sonderausstellung „Verschleppt. Versklavt. Vergessen?“ über die Zwangsarbeit in Bremen zwischen 1939 und 1945, die noch bis zum 19. November zu sehen ist. Das Bild sei eines der wenigen Dokumente aus Opferperspektive und in seiner Herstellung „ein Teil von Selbstbehauptung“, betonte Werquet. Alloi war aus dem Kriegsgefangenenlager im niedersächsischen Sandbostel nach Bremen gekommen.

Zu der Übergabe war eigens der bisherige Besitzer Christian Leroux mit seiner Frau Marie aus Orléans nach Bremen gekommen. Leroux hatte das Bild auf einem Flohmarkt entdeckt. Es hing dann lange in seinem Wohnzimmer, ohne dass ihm die Zusammenhänge bewusst waren. Seine Schwester, selbst Historikerin, konnte Motiv und Signatur „Bréme 6.4.42“ identifizieren und stellte den Kontakt zum Focke-Museum her.

Zwangsarbeiter wie Alloi seien vielfach diskriminiert, schikaniert und unzureichend versorgt worden, sagte Helga Bories-Sawala, Kuratorin der Zwangsarbeiter-Ausstellung. Die Zustände auf der hölzernen „Admiral Brommy“ seien dramatisch gewesen. Nach einer Inspektion auf dem Schiff habe das Internationale Rote Kreuz 1941 von einer engen, schlecht beheizten und belüfteten Unterkunft gesprochen, die zu vielen Krankheiten geführt habe. „Das Abwasser aus den Latrinen lief in die Schlafsäle.“ Die allgemeine Stimmung auf der „Brommy“ sei verzweifelt gewesen.

Ab 2026 soll das Gemälde Teil der dann neu zu sehenden Sammlungs-Ausstellung des Focke-Museums sein. „Das Bild hat viel erlebt und kann viel erzählen“, bekräftigte die Romanistin und Politikwissenschaftlerin Bories-Sawala. In Bremerhaven und Bremen hat es nach Angaben des Museums zwischen 1939 und 1945 etwa 55.000 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen gegeben. Als Rüstungsstandort und Hafen hätten die Städte eine besondere Rolle eingenommen.