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NRW-Opferbeauftragte zählt mehr als 1.000 Anfragen in zwei Jahren

Die Opferbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Barbara Havliza, hat seit ihrem Amtsantritt im März 2023 insgesamt 1.056 Einzelanliegen bearbeitet. Besonders oft meldeten sich Betroffene von häuslicher Gewalt und sexueller Belästigung bis hin zur Vergewaltigung, heißt es im ersten Tätigkeitsbericht der Beauftragten, mit dem sich der Rechtsausschuss des Landtages am Mittwoch in Düsseldorf befassen wollte. Auch Stalking und Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule waren demnach häufige Gründe, sich an die Opferbeauftragte zu wenden, ebenso Hass und Hetze im Internet oder analog.

Die Beauftragte und ihr Team helfen und unterstützen Menschen, die Opfer einer Straf- oder Gewalttat geworden sind. Die Betroffenen werden demnach umfassend informiert und an verschiedene Beratungs- und Hilfsorganisationen weitervermittelt. Für diese „Lotsentätigkeit“ kann die Beauftragte nach eigenen Angaben auf ein Netz an Partnern zurückgreifen, wie etwa den Weißen Ring, den polizeilichen Opferschutz oder die Beratungsstellen in NRW.

Auch bei Großschadensereignissen ist das Team der Opferbeauftragten aktiv – in Abstimmung mit Polizei, Notfallseelsorge, dem Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement (Köln) und anderen Institutionen. Ein Beispiel dafür war laut Bericht der Messeranschlag eines islamistisch motivierten Täters beim Stadtfest in Solingen am 23. August 2024 mit drei Toten und vielen Verletzten.

Mit Geld hilft die seit 2022 aktive Stiftung Opferschutz Betroffenen in akuten Notlagen infolge einer Straftat, aber auch mit finanzieller Anerkennung für erlittenes Leid. Bisher habe die Stiftung rund 240 Menschen mit insgesamt knapp 1,4 Millionen Euro unterstützt, hieß es.

Havliza registriert aber auch eine deutliche Zunahme von Hilfesuchenden, die nicht Opfer einer Straftat geworden sind: Menschen, die sich durch eine staatliche Institution falsch oder ungerecht behandelt fühlen oder solche, die mit ihrem Leben hadern und glauben, schuld daran seien die Politik, das System oder die Gesellschaft allgemein. Häufig seien sie aggressiv und beleidigend, das erfordere „Geduld und Resilienz“ bei den Teammitgliedern, heißt es im Bericht der Juristin.

Das Team der Opferbeauftragten umfasst derzeit drei Vollzeitstellen mit Dienstsitz an den Oberlandesgerichten Köln und Hamm.