Politiker des Landes NRW und der Stadt Düsseldorf haben am Montagabend in Düsseldorf der von Nationalsozialisten ermordeten rund 500.000 Sinti und Roma gedacht. NRW-Landtagspräsident André Kuper (CDU) sagte im Beisein von Vertretern der Jüdischen Gemeinde und des Landesverbandes der Sinti und Roma nach einer Kranzniederlegung am Mahnmal „Ehra“, Nordrhein-Westfalen werde „zukünftig die Rechte von Sinti und Roma in besonderer Weise stärken“. Auf der folgenden Gedenkfeier in der Mahn- und Gedenkstätte sagte er, „Diskriminierung und Ausgrenzung von Sinti und Roma haben in unserer Gesellschaft keinen Platz“.
Der Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma, Roman Franz, der Familienmitglieder in den Konzentrations- und Tötungslagern verlor, erinnerte an den sogenannten Auschwitz-Erlass. Dieser war von dem damaligen Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, am 16. Dezember 1942 angeordnet worden. Himmler hatte darin die Deportation sämtlicher Sinti und Roma innerhalb des Deutschen Reiches angeordnet, um sie der sogenannten „Endlösung“ zuzuführen. Dies bedeutete die Ermordung des gesamten Volkes durch die Einweisung in Konzentrations- und Vernichtungslager wie Auschwitz-Birkenau, Treblinka, Dachau, Buchenwald, Majdanek und vielen weiteren. Unter den Ermordeten befanden sich Alte und Junge, Kinder und Säuglinge, Frauen und Männer aus diesen Minderheiten, erläuterte der Landesverband der Sinti und Roma.
Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sagte auf der Gedenkfeier für die Opfer: „Der Stärkung der Teilhabe und dem Schutz der kulturellen Identität der Sinti und Roma fühlen wir uns in Düsseldorf verpflichtet.“ Eine Lehre aus der Greuelzeit des Nationalsozialismus sei auch, im „Hier und Jetzt mit aller Entschlossenheit gegen Antiziganismus und Rassismus“ einzutreten. „Das lernen wir aus dem 16. Dezember 1942 und dem Völkermord an den Sinti und Roma.“
Das Mahnmal „Ehra – Mädchen mit Ball“ wurde von dem Künstler Otto Pankok (1893-1966) geschaffen. 1997 wurde die Bronzefigur am heutigen Standort am alten Hafenbecken in der Altstadt von Düsseldorf aufgestellt und eingeweiht. Der Künstler schuf das Mahnmal zur Erinnerung an die mit ihm befreundeten Sinti, von denen über 100 aus ihrem Lager in Düsseldorf deportiert und in Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet wurden. Das Mädchen Ehra gehörte zu den wenigen Überlebenden, wie Franz erläuterte.