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NRW-Landesbeauftragter: Erfahrungen der Vertriebenen stärker nutzen

Der NRW-Landesbeauftragte für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern, Heiko Hendriks (CDU), hat sich dafür ausgesprochen, die Erfahrungen von geflohenen oder umgesiedelten Deutschen stärker zu würdigen. Die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vertriebenen Deutschen aus Schlesien oder dem Sudetenland seien nicht zuletzt vor dem Hintergrund des andauernden Ukraine-Krieges und der wachsenden Spannungen in Europa wichtige Zeitzeugen, sagte Hendriks dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf. „Das ist ein Pfund für eine Gesellschaft.“ Mit ihren Geschichten über Flucht und Vertreibung hätten sie Wichtiges zu erzählen.

Deshalb sei es sinnvoll, die entsprechenden historischen Ereignisse im Schulunterricht oder in außerschulischen Bildungsangeboten aufzugreifen und zu vertiefen, betonte Hendriks, der seit 2018 Beauftragter der Landesregierung für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern ist. „Wir bemühen uns derzeit, auf die Lehrinhalte in den nordrhein-westfälischen Schulen Einfluss zu nehmen, dass auch die Geschichte von Vertreibung und Flucht, aber auch Aussiedlung stärker thematisiert wird.“

Zudem greife das Thema die persönliche Geschichte und Biografien vieler Familien in NRW auf, sagte Hendriks. Etwa jede fünfte Familie im Land habe Wurzeln in den früheren deutschen Ostgebieten, in Rumänien, Russland oder den übrigen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. So kamen zwischen 1945 und 1970 mehr als 2,4 Millionen deutsche Heimatvertriebene und Flüchtlinge in NRW an, von denen heute etwa noch rund 650.000 leben. Hinzu kommen rund 700.000 Spätaussiedler – also Menschen deutscher Herkunft, die vor allem seit Mitte der 1980er Jahre aus Polen, Rumänien oder den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen sind.

Hendriks wird am Freitag als Gast auf der Versammlung der NRW-Landesgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Düsseldorf sprechen. Bei dem Treffen im Gerhart-Hauptmann-Haus wird auch die Generalkonsulin der Tschechischen Republik, Kristina Larischová, erwartet. Für Hendriks ist die Teilnahme der tschechischen Diplomatin ein Zeichen dafür, dass in der Debatte um die Vertreibung und Verständigung die Zeit des Revanchismus vorbei ist. Für den Landesbeauftragten sind die Vertriebenenverbände vielmehr „Brückenbauer“ bei der Verständigung über die Grenzen und die Geschichte hinweg.