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NRW dringt auf Widerspruchslösung bei Organspende

Nordrhein-Westfalen will im Bundesrat auf die Einführung einer sogenannten Widerspruchslösung bei der Organspende dringen. Ein entsprechender Gesetzesantrag aus NRW soll am 14. Juni in die Länderkammer eingebracht werden, kündigte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf an. Eine Entscheidung darüber könnte dann im Herbst fallen. Zugleich wirbt NRW mit einer jetzt gestarteten medialen Aufklärungskampagne für die Organspende.

Eine Widerspruchslösung sieht vor, dass grundsätzliche jeder Mensch in Deutschland gesetzlich zur Organspenderin oder zum Organspender erklärt wird. Er muss dann aktiv Widerspruch einlegen, sollte er damit nicht einverstanden sein. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich dafür ausgesprochen. Im März war bereits das neue Organspende-Register an den Start gegangen. Damit können die Bürger nun ihre Bereitschaft zur Organspende in einem zentralen Register im Internet hinterlegen. Es soll damit schrittweise den bisherigen Spenderausweis in Papierform ablösen.

Laumann begründete die NRW-Initiative mit einer zu geringen Zahl an Organspenden. Allein in NRW warteten 1.800 Menschen auf ein Spenderorgan. Es habe aber im Vorjahr nur 166 Organspenden gegeben. Zugleich profitierten Deutschland und NRW über die gemeinnützige Stiftung Eurotransplant von höheren Organspenderzahlen in den verbundenen Ländern. „Deutschland gibt in diesen Topf zu wenig rein. Wir sind aber in diese Solidarität eingebunden“, machte Laumann deutlich.

Eurotransplant vermittelt und koordiniert den internationalen Austausch von Spenderorganen in einem Verbund aus acht europäischen Ländern: Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn. Zudem hätten auch alle 26 europäischen Staaten, die bereits eine Widerspruchslösung eingeführt haben, höhere Zahlen an Organspenden als Deutschland, betonte Laumann.

Mit der medialen Aufklärungskampagne unter dem Hashtag #NRWEntscheidetSich will das Bundesland nun seine Bürger für das Thema sensibilisieren. Die Kampagne ist auf Kanäle wie Facebook, Instagram, LinkedIn, Xing und X (vormals Twitter) ausgerichtet und die Ausweitung des regionalen Projekts #RuhrEntscheidetSich. Dort seien inzwischen über die Internetseite ruhrentscheidetsich.de mehr als 7.000 Organspendeausweise bestellt worden, hieß es.

Der Staat müsse das Recht haben, den Bürgern zum Thema Organspende eine Entscheidung abzuverlangen, sagte Laumann. Aber dann sei auch jede Entscheidung eines Bürgers, egal wie sie ausfalle, zu akzeptieren. Unterstützung bekommt der Minister von Medizinern und Krankenkassen. „Kein Leben darf aufgrund eines Mangels an Spenderorganen verloren gehen“, machte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Essen, Jochen A. Werner, deutlich. „Eine Organspende bietet Heilung und verbesserte Lebenssituation. Die Beschäftigung mit dem Thema muss deshalb ganz normal werden“, sagte Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.