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NRW-Beauftragte Löhrmann: Israelkritik nicht gleich antisemitisch

Wann beginnt Antisemitismus? Für die Antisemitismusbeauftragte von NRW nicht automatisch bei Kritik an der israelischen Politik. Für Sylvia Löhrmann gibt es aber klare Grenzen.

Für die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen ist Israelkritik nicht automatisch antisemitisch. “Antisemitismus beginnt da, wo Juden in Mithaftung genommen werden für die Politik der israelischen Regierung”, erklärte Silvia Löhrmann in einem Interview mit dem “Kölner Stadt-Anzeiger” (Mittwoch) zu 60 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel.

Politische Kritik könne legitim sein, so Löhrmann. “Man braucht nur nach Israel selbst zu schauen, um zu sehen, wie viele Menschen dort gegen die Politik der eigenen Regierung auf die Straße gehen.” Antisemitisch werde die Kritik, wenn das Existenzrecht Israels infrage gestellt werde. Auch die Gleichsetzung der Politik Israels im Gaza-Konflikt mit dem Nationalsozialismus sei antisemitisch. “Ich finde es unbegreiflich, die Lage so einseitig zu sehen. Gleichzeitig müssen wir Israel mahnen, das internationale Völkerrecht zu achten”, sagte die Beauftragte.

Dass nur noch knapp ein Fünftel der Deutschen laut einer Umfrage das Vorgehen Israels in Gaza für richtig halten, sieht Löhrmann als Zerreißprobe für die Beziehung zwischen Deutschland und Israel. Aber Zerreißproben gehörten zu Freundschaften dazu. Die Beauftragte: “Unter Freunden muss man auch mal Kritik ansprechen.”

Um steigenden Antisemitismus in NRW zu bekämpfen, setzt Löhrmann auf drei Punkte: Aufklärung, Bildung und Begegnung. Die Politik könne aber nur den Rahmen setzen, die Umsetzung liege bei der Zivilgesellschaft. Die persönliche Begegnung sei besonders wichtig: “Etwa beim interreligiösen Dialog, ebenso der Austausch im Kulturbereich und im Sport. Wir brauchen wieder mehr Brückenbauer.”