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Nova Meierhenrich: Auch ohne eigene Kinder glücklich

Moderatorin Nova Meierhenrich hat acht Jahre versucht, mittels Samenspende schwanger zu werden – allerdings erfolglos. Irgendwann entschied sie sich, ohne eigene Kinder glücklich zu werden.

Moderatorin und Schauspielerin Nova Meierhenrich
Moderatorin und Schauspielerin Nova MeierhenrichImago / Future Image

Die Moderatorin und Schauspielerin Nova Meierhenrich (51) hat jahrelang versucht, mithilfe einer Samenspende schwanger zu werden. Behandeln ließ sie sich in Dänemark, weil alleinstehende Frauen dort “problemlos auf künstliche Befruchtung und Samenspenden zurückgreifen” könnten, wie sie sagt. Meierhenrichs Kinderwunsch blieb allerdings unerfüllt. Über ihre Behandlung, den Druck von außen und das Akzeptieren der eigenen Machtlosigkeit hat sie nun ein Buch geschrieben, das am 13. März erschienen ist. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet sie von Selbstzweifeln und einem erfüllten Leben – auch ohne eigene Kinder.

In Ihrem Buch “Lebensschlenker” berichten Sie von Ihrem Versuch, als Solo-Mutter schwanger zu werden. Letztlich blieb Ihr Kinderwunsch unerfüllt. Was hat Sie dazu bewegt, so persönliche Einblicke in Ihr Leben zu geben?

Meierhenrich: Solo-Mutterschaft und überhaupt Mutter- oder Nicht-Muttersein ist ein großes und gesellschaftlich wichtiges Thema. Dazu kann ich aber nur Stellung beziehen, wenn ich über meine eigenen Erfahrungen offen spreche. Ich möchte eine Diskussion darüber anstoßen, warum die Außenwelt immer noch denkt, sich in Entscheidungen von Frauen einmischen zu dürfen. Sei es nun, ob Frauen Kinder wollen, auf welche Art und Weise sie Kinder bekommen oder ob sie eben keine Kinder haben möchten. Es ist die persönlichste Entscheidung, die eine Frau fällen kann. Deswegen sollte sie alleine in ihrer Hand liegen.

Sie beschreiben, wie Sie immer wieder auf roten Teppichen und vor laufenden Kameras nach Ihrer Familienplanung gefragt wurden. Was macht das mit einem?
Seit ich in meinen Zwanzigern war, wurde ich von jedem Medium in jedem Interview danach gefragt. Erst war der Aufhänger, dass ich Kinder- und Jugendfernsehen moderiert habe, später meine Arbeit für karitative Projekte. Als ich 30 wurde, war es mein Alter. Ich habe nach vorne gelächelt, in meinem Hinterkopf aber gewusst, dass ich mir in zwei Stunden im Rahmen meiner Kinderwunschtherapie eine Spritze mit einem hormonähnlichen Präparat auf einer Toilette im Kino setzen muss. Die Frage nach Kinderwunsch und Familienplanung ist meiner Meinung nach kein Smalltalk-Thema, erst recht nicht vor der Kamera. Manchen ist nicht bewusst, in welches Wespennest sie da stechen. Die Frage nach dem Kinderwunsch ist auch eine Frage nach Gesundheit, nach finanziellen Mitteln und dem eigenen Lebensentwurf.

Für Sie war sehr früh klar, dass Sie Ihren Kinderwunsch notfalls auch alleine – als Solo-Mama – durchziehen. Wie kam das?
Es wäre eine absolute Traumvorstellung gewesen, mit dem richtigen Mann an meiner Seite Kinder zu bekommen. Für mich war schon als früh klar, dass ich Kinder haben möchte. Mit 14 habe ich zum Beispiel entschieden, dass meine Tochter “Luka” heißen soll. Aber da der “Perfect Match” mit Mitte 30 noch nicht in meinem Leben war und meine biologische Uhr tickte, habe ich mir gesagt: Ich laufe alleine los. Ich wollte diesen Lebenstraum nicht von einem Mann abhängig machen.

Sie haben zwischenzeitlich einen Mann gedatet, Ihre Kinderwunschbehandlung aber trotzdem fortgesetzt – und genau darauf geachtet, von ihm nicht schwanger zu werden. Das klingt erst einmal verrückt…
Klar, das hört sich erst einmal verrückt an. Aber er war jemand, für den Kinder definitiv kein Thema waren. Auch wollten wir beide nichts Festes. Und ich bin keine Frau, die sagt: Hauptsache schwanger werden. Ich hätte ihm kein Baby anhängen wollen, wie man so sagt. Eine Pause in der Behandlung zu machen, stand aber auch nicht zur Debatte, weil ich auf meinem Weg war. Es hat so funktioniert, weil das eine tatsächlich nichts mit dem anderen zu tun hatte.

Die Befruchtung hat in mehreren Versuchen nicht geklappt. Sie beschreiben, wie Sie deswegen an Ihrem Wert als Frau gezweifelt haben. Wie haben Sie es aus den Tiefs wieder herausgeschafft?
Obwohl ich eigentlich eine hohe Resilienz besitze, war ich nicht davor gefeit, in so tiefe Löcher zu fallen. Das ist menschlich, denke ich. Man sucht einen Grund dafür, warum es nicht klappt – und wenn es den nicht gibt, gibt man sich selbst die Schuld. Ich habe mich gefragt, was meine Aufgabe im Leben ist, wenn ich diese anscheinend grundlegende Aufgabe nicht erfüllen kann. So wird es einem von der Gesellschaft schließlich gespiegelt: Eine Frau hat Kinder zu bekommen.

Wie war es, als Sie dann endgültig entschieden haben, die Behandlung nicht weiter fortzusetzen?
Ich hatte ein Abschiedsritual, das mir sehr geholfen hat. Zudem habe ich mich sehr dazu gezwungen loszulassen. Ich habe mich in Aktivitäten gestürzt, viel gearbeitet, bin mit Freundinnen in den Urlaub gefahren und bekam zufällig zu der Zeit auch den Zuschlag für einen Schrebergarten. Ich habe all das willkommen geheißen. Es war eine gute Ablenkung – und endlich auch wieder möglich.

War das eine Erleichterung?
Auf jeden Fall, weil der Druck abfällt. Vorher hat viele Jahre vieles nicht stattfinden können; ich habe wie auf einer Pausetaste gelebt. Das ständige Planen hatte ein Ende, ich konnte die Spritzen und Medikamente aus meinem Kühlschrank räumen und endlich wieder Champagner hereinstellen. Das war befreiend. Und mir hat auch geholfen, dass ich mich im Nachgang geöffnet habe und mit anderen Frauen in den Austausch gekommen bin. Es hilft natürlich auch, dass ich heute einen Mann an meiner Seite habe, der mir sagt, dass ich genug bin, so wie ich bin.

Haben Religion und Glaube für Sie bei der Verarbeitung eine Rolle gespielt?
Gute Frage. Durch den Tod meines Vaters musste ich schon einmal lernen, dass ich nicht alles unter Kontrolle habe und einer gewissen Hilflosigkeit ausgeliefert bin. So lag auch das Schwangerwerden nicht in meinen Händen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unseres eigenen Glückes Schmied sind. Aber das hat offensichtlich Grenzen. Die Vorstellung, dass jemand da oben auf mich aufpasst, ist schön. Allerdings fände ich es auch sehr ungerecht, wenn ich mir vorstelle, Gott hätte mir diesen Lebenstraum verwehrt.

Ist Ihr Leben heute auch ohne Kinder erfüllt?
Absolut. Und das Schöne ist, dass ich viele Kinder in meinem Leben habe. Ich habe fünf Neffen und Nichten und schon erwachsene Patenkinder. Bei manchen Freundinnen bin ich in das Familienleben voll integriert. Auch durch meine Kinderstiftung und das karitative Engagement sind viele Kinder da. Ich vermisse sie also nicht, aber ich bin halt nicht die Mama, sondern die coole Freundin oder die tolle Tante. Auch darüber hinaus habe ich ein erfülltes Leben. Und wer weiß zum Beispiel, ob mit Kindern und als Solo-Mama mein Leben nicht anders verlaufen wäre – wäre dann zum Beispiel mein Partner an meiner Seite?

Sie werben auf gesellschaftlicher Ebene für mehr Sensibilität und Respekt. Was wünschen Sie sich auf politischer Ebene?
Es ist in Deutschland inzwischen legal, allein Mutter zu werden, allerdings müssen Frauen die Kosten selbst tragen. Für ein Paar gilt das nicht. Da frage ich mich schon, was daran minderwertiger ist, wenn eine Frau alleine Mutter wird. Einige Krankenkassen zahlen sogar nur, wenn das Paar verheiratet ist. Ich wünsche mir, dass wir Frauen vertrauen, dass sie wissen, was sie möchten – und dass wir sie dabei dann auch unterstützen. Außerdem sollten wir gesamtgesellschaftlich offener werden für die Themen – von Solo-Mutterschaft über Regenbogenfamilien bis Co-Parenting.