In Thüringen wird mit 38,6 Anforderungen je 1.000 Einwohnern der Notarztwagen fast doppelt so häufig gerufen wie in Bremen mit 19,1 Einsätzen. Nur in Sachsen seien die Fahrzeuge mit 41,2 Einsätzen noch häufiger unterwegs gewesen als in Thüringen, teilte die Krankenkasse Barmer am Mittwoch unter Berufung auf eine Studie ihres Instituts für Gesundheitssystemforschung mit.
Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk sieht in den regionalen Abweichungen einen Beleg für den Reformbedarf der Notfallstrukturen. Das derzeitige System erscheine ineffizient. Es brauche verbindliche, bundeseinheitliche Standards und deutlich effizientere Strukturen und Prozesse.
Überdies zeige die Analyse auch Unterschiede bei den Einsatzkosten. Ein Notarzteinsatz mit einem Rettungswagen koste im Schnitt in Berlin 660 Euro, gefolgt von Thüringen mit 720 Euro und am anderen Ende der Skala in Schleswig-Holstein 1.530 Euro.
Ein wesentliches Problem ist laut Dziuk, dass der Rettungsdienst zu oft bei leichten Fällen ausrückt, weil nicht überall standardisierte Ersteinschätzungsverfahren greifen. Der Rettungsdienst könne massiv entlastet werden, wenn leichtere Fälle direkt in die ambulante Versorgung weitergeleitet würden. Nicht jeder vermeintliche Notfall sei tatsächlich einer, der per Rettungstransport in die Klinik müsse.
Gerade Thüringen müsse das große Bild im Blick behalten, sagte Dziuk. Angesichts der auch in Thüringen bevorstehenden Krankenhausreform sei es unverzichtbar, den Rettungsdienst ebenso an die neuen Strukturen anzupassen.