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Niedersachsen: Initiative warnt vor Rechtsextremen bei den Kirchenwahlen

Im kommenden März werden in Niedersachsen die Kirchenvorstände neu gewählt. Jetzt wächst eine Sorge: Haben sich Rechtsextreme unter die Kandidierenden gemischt?

Es braucht Engagement, damit sich rechtsextremes Gedankengut nicht in Kirche und Gesellschaft verbreitet – wie hier bei einer Demo in Eschede
Es braucht Engagement, damit sich rechtsextremes Gedankengut nicht in Kirche und Gesellschaft verbreitet – wie hier bei einer Demo in EschedeNetzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus

Die Initiative „Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“ (IKDR) warnt vor rechtsextremen Kandidierenden bei der Wahl der Kirchenvorstände und Gemeindekirchenräte im März. „Ich bin in großer Sorge, dass Rechtsextreme die Kirchenvorstände unterwandern könnten“, sagt Wilfried Manneke, Vorsitzender der niedersächsischen Initiative. Vor allem Sympathisanten und Mitglieder der AfD hat der pensionierte Pastor mit seiner Warnung im Sinn. „Sie haben Sendungsbewusstsein und wollen Einfluss gewinnen.“ Die Kirche sei eine attraktive Plattform.

Beflügelt würden sie nicht nur durch den wachsenden Rückhalt in der Bevölkerung, fürchtet Manneke, der sich seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus in Kirche und Gesellschaft engagiert. Auch die Neuerungen bei den Kirchenwahlen würden Rechtsextreme begünstigen. „Es gibt keine qualifikationsgebundenen Voraussetzungen, die eine Kandidatin oder ein Kandidat erfüllen muss. Man braucht sich nur zu melden. Und das öffnet Tür und Tor.“ Bei den vorausgehenden Wahlen hätten Kandidierende noch zehn Unterstützende gebraucht. Anlass für die Neuerungen war die Sorge der Kirchen in Niedersachsen, dass sich nicht genügend Kandidierende für die Wahlen finden könnten.

Gemeinden prüfen Kandidierende nicht auf die Gesinnung

Dass Rechtsextreme nicht in die Leitungsgremien der Gemeinden gehören, steht für Manneke außer Frage: „Christinnen und Christen müssen eine deutliche Haltung gegen Rechtsextremismus und für Toleranz einnehmen.“ Was sie darunter versteht, fasst die Initiative in zehn Thesen zusammen. Sie sind auf der Homepage veröffentlicht. Immerhin könnten die Kirchenvorstände und Gemeindekirchenräte auffällige Kandidierende noch bis Ende Oktober von der Liste streichen, betont Manneke. „Aber die Gemeinden prüfen die Kandidierenden nicht auf ihre Gesinnung. Sie brauchen dazu Hinweise von außen.“

Nicht alle Mitglieder der Initiative teilen die Sorge von Manneke. „Wenn die Gemeinden ihre Arbeit machen, müssen wir keine Sorge haben“, sagt Pastor Frank-Peter Schultz, der sich im Auftrag des Kirchenkreises Uelzen bei der IKDR engagiert. Kirche müsse sich für den Erhalt der Demokratie einsetzen und dürfe sich nicht lähmen lassen. Dazu gehöre auch die stete Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus – beispielsweise in der Konfirmandenarbeit. „Rechtsextreme wissen dann nämlich ganz genau, dass ihr Gedankengut keinen nahrhaften Boden im Kirchenvorstand findet“, so der 67-jährige Gemeindepastor. „Ich hoffe sehr, dass das auf alle Gemeinden zutrifft.“