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Neujahrspredigten mahnen zu gegenseitigem Respekt und zur Zuversicht

In der politischen Auseinandersetzungen um Migration und soziale Unterstützung sei Nationalismus „gerade wieder richtig Aufwind“, hat sich der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp in seiner Neujahrspredigt besorgt gezeigt. Nationalismus erstarke in vielen Ländern der Erde, sagte Kopp in der Münchner Matthäuskirche zum Jahresanfang. Kopp verwies auf die Liebe Gottes und den Respekt für jeden Menschen „wie auch immer jemand aussieht, wie sie spricht, wie er denkt“.

Kopp predigte über die Jahreslosung für 2024, „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, einem Satz aus dem Neuen Testament der Bibel. Es gebe jeden Tag viel Lieblosigkeit und Hass, im persönlichen Leben und im Weltgeschehen, sagte Kopp. Hass und Gewalt seien jedoch nicht einfach da, sondern würden gemacht. Gegen Hass und Gewalt helfe nur die Liebe. Wichtig sei dafür auch die Liebe zu sich selbst, der Respekt und die Achtung vor den eigenen Haltungen. „Ohne den liebevollen Umgang mit mir selbst gibt es auch wenig liebevollen Umgang mit anderen“, sagte Kopp.

Menschen seien angesichts der Krisen in der Welt „nicht ohnmächtig Zuschauende, sondern aktiv Mitgestaltende“, sagte in der Regensburger Dreieinigkeitskirche der Regensburger evangelische Regionalbischof, Klaus Stiegler. Das Jahr 2023 habe an den Seelen „gezehrt und gezerrt“. Er rief dazu auf, neue Wege für die künftigen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen zu suchen, aber auch für künftige kirchliche Entwicklungen.

Der ernannte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl mahnte, das Leben auf der Erde werde in Zukunft bescheidener und begrenzter werden müssen. „Anders werden wir die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nicht meistern“, sagte Gössl. Wenn mehr Menschen beherzigen würden, dass das Leben nicht in möglichst großem Besitz und Luxus besteht, sondern in der Gemeinschaft mit Gott, könne das gelingen, sagte Gössl am Silvesterabend in seiner Predigt im Bamberger Dom.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, rief Christinnen und Christen zum Neuen Jahr im Liebfrauendom in München dazu auf, sich für die Demokratie einzusetzen. Er gehe „in großer Sorge in das kommende Jahr“, hieß es in einer Mitteilung des Erzbistums. Da seien zum einen die Kriege „vor unserer Haustüre“. Es gehe in Europa und weltweit aber auch von autoritärem Denken, Populistinnen und Populisten und Verschwörungstheoretikern Gefahr für die Demokratie aus.

Besorgt ist der Kardinal über den Zustand der Kirchen. Die Kirchenmitgliedschaftsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland 2023 habe gezeigt, dass die Menschen sich zwar zunehmend soziales Engagement von der Kirche wünschten, Gottesdienste und Gebet, jedoch immer geringer schätzten. Es sei nicht die richtige Reaktion, „den Kern des christlichen Glaubens aufzulösen, für eine reine karitative und soziale Tätigkeit.“ Diese sei zwar auch Aufgabe der Kirche, aber eben nicht allein.

Das Jahr 2023 habe die Kirchen in Deutschland mit großen Umbrüchen konfrontiert, stellte sich auch der Eichstätter katholische Bischof Gregor Maria Hanke zum Jahresbeginn fest. Der Ressourcenrückgang werde im Bistum Eichstätt als besonders schmerzlich empfunden und habe zu Diskussionen und Verwerfungen geführt. „Erschütternd hoch“ liege auch weiterhin die Zahl der Kirchenaustritte. Dennoch betonte Hanke, „die gegenwärtige Lage der Kirche und des Glaubens muss uns keineswegs mutlos machen.“ Die Kirche, habe auch heute der Welt etwas zu sagen.

Gott habe den Menschen in einen Raum der Verantwortung gestellt, sagte die evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern in ihrer Silvesterpredigt in der Nürnberger Lorenzkirche. Es sei nicht alles gleichgültig, sondern es komme darauf an, „wann was zu tun und wann was nicht zu tun oder gar zu verhindern ist“. Die Menschen hätten die Erkenntnis, „was gut und was böse ist“ und seien so zu „ethisch und moralisch kompetenten Verantwortungsträgern“ geworden. (00/00008/1.01.2024)