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Neues Museum für Köln: “Selma” blickt auf Einwanderungsgeschichte

Das Dokumentationszentrum für Migration in Deutschland (Domid) mit Sitz in Köln will seine Sammlung zur Einwanderungsgeschichte der Öffentlichkeit in einem Museum zugänglich machen. Das neue Museum „Selma“, das aus derzeit mehr als 150.000 Archivalien schöpfen kann, soll in einer ehemaligen Motoren-Produktionshalle der einstigen Klöckner-Humboldt-Deutz-Werke im rechtsrheinischen Köln-Kalk entstehen und 2029 eröffnen, teilte der Verein Domid am Dienstag am künftigen Museumsstandort mit.

Der Name des neuen Museums, „Selma“, verbinde eine keltische Bedeutung von „schöne Aussicht“ mit arabischen Wurzeln, die „Harmonie“ und „Frieden“ bedeuteten, erläuterte Domid-Sprecher Timo Glatz die Namenswahl. Mit der Entscheidung für einen international verbreiteten Frauennamen solle beim häufig männlich wahrgenommenen Phänomen der Migration die weibliche Perspektive gestärkt werden.

Auf der Website museum-selma.de, die mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entstanden ist, soll in den kommenden Jahren über den Fortschritt von Bau und Konzeption des Museums informiert werden. Bund und Land Nordrhein-Westfalen stellen den Angaben nach Investitionsmittel von insgesamt 44,26 Millionen Euro bereit. Die Stadt Köln unterstützt das Vorhaben, indem sie Gebäude und Grundstück im Erbbaurecht zur Verfügung stellt. Ein Vergabeverfahren für Architektur und Ausstellungsgestaltung laufe derzeit, hieß es. Der Siegerentwurf soll im kommenden Frühjahr präsentiert werden. Das Projekt ist im Nationalen Aktionsplan Integration der Bundesregierung verankert.

NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) betonte am Dienstag die Bedeutung der vor 30 Jahren begonnenen Sammlung von Domid. Die Zeitzeugnisse machten erlebbar, wie vielfältig die Geschichten und Beiträge von Einwanderern zur Gesellschaft seien. Was vor mehr als drei Jahrzehnten als ein zivilgesellschaftliches Graswurzelprojekt von Einwanderern begonnen habe, werde nun zu einem festen musealen Ort für die ganze Gesellschaft.

In einer Videobotschaft würdigte NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) das Projekt als lebendige Stätte der Begegnung. „An diesem einzigartigen Kulturort wird erzählt, wie unser Land zu einer Migrationsgesellschaft geworden ist – mit allen positiven Seiten und allen Herausforderungen.“ Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sprach von einer „Brücke zu den Lebens- und Erfahrungswelten von Menschen mit Einwanderungsgeschichte“. Hier werde greifbar, was es heiße, in Deutschland neue Wurzeln zu schlagen „und Teil dieser vielfältigen, gleichberechtigten Gesellschaft zu werden – gerade auch als Frau“.

Das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (Domid), ist ein gemeinnütziger Verein, der 1990 von Migrantinnen und Migranten gegründet wurde. Es beheimatet nach eigenen Angaben die bundesweit größte Sammlung über die Geschichte der Migration in Deutschland.