Mit einem Festakt ist am Donnerstag im sächsischen Torgau eine neue Dauerausstellung zu politischer Repression in der NS-Zeit und der DDR eröffnet worden. Unter dem Titel „Mut und Ohnmacht“ stellt die Gedenkstätte „Erinnerungsort Torgau“ in Schloss Hartenfels vor allem persönliche Schicksale vor. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen laut der Leiterin des Erinnerungsortes, Elisabeth Kohlhaas, „Geschichten von Mut, Zivilcourage, Verweigerung und Widerstand“.
Sachsens Kulturministerin und Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Barbara Klepsch (CDU), sagte, die Ausstellung arbeite ein dunkles Kapitel der Geschichte auf. Zudem wolle sie verdeutlichen, „wie wichtig es ist, Zivilcourage und Engagement gegen Diskriminierung und Unterdrückung zu zeigen“. Der „Erinnerungsort Torgau“ sei ein zentraler Ort, um aus der Geschichte zu lernen und demokratische Werte zu stärken.
Die Ausstellung bietet Einblicke in die verschiedenen Phasen der politischen Repression in Torgau. Im Mittelpunkt steht die Rolle der Militärjustiz im Nationalsozialismus, die während des Zweiten Weltkriegs besonders brutal agierte und als Instrument zur Bekämpfung von Kriegsmüdigkeit und Widerstand diente.
Dokumentiert wird die Verfolgung durch die NS-Militärgerichte. Dabei geht es auch um das Schicksal der mehr als 60.000 Häftlinge, die durch die Militärgefängnisse Fort Zinna und Brückenkopf gingen. Unter ihnen waren nach Gedenkstättenangaben Tausende Deserteure, Kriegsgegner und Widerstandskämpfer aus ganz Europa. Hunderte Menschen wurden hingerichtet. Laut dem sächsischen Kulturministerium sprachen die Militärgerichte mehr Todesurteile aus, als die zivilen Gerichte.
Neben der Aufarbeitung der NS-Zeit widmet sich die Ausstellung auch den sowjetischen Speziallagern nach 1945. Themen sind auch die reguläre Strafvollzugseinrichtung für Männer und das DDR-Jugendgefängnis in Torgau, in denen auch politische Gefangene inhaftiert waren.
Die Ausstellung wolle den Blick auf die NS-Militärjustiz lenken und das Thema aus dem erinnerungspolitischen Schatten herausholen, sagte Leiterin Kohlhaas. Torgau sei bundesweit die einzige Gedenkstätte zu den Verbrechen der Militärjustiz und in Sachsen die erste über ein Jugendgefängnis in der DDR. Den jungen Menschen, die aus politischen Gründen von der SED-Diktatur in Torgau festgehalten wurden, widmet die Schau ein eigenes Kapitel.