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Neue Antisemitismus-Vorwürfe: documenta sucht Gespräch

Nach Medienberichten über möglicherweise antisemitische Äußerungen eines Mitarbeitenden der Kasseler Kunstschau documenta will deren Leitung das Gespräch mit dem Betreffenden suchen. Die Mitglieder der Findungskommission für die documenta 16 dürften keine Nähe zur als antisemitisch gewerteten BDS-Bewegung aufweisen, sagte documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann am Freitag in Kassel.

Am Donnerstag hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, der indische Dichter Ranjit Hoskoté, Mitglied der Findungskommission für die documanta 16, habe im Jahr 2019 das „Statement against consulate general of Israel, Mumbai’s event on Hindutva and Zionism“ unterzeichnet. In dem Dokument ist die Rede vom Zionismus als „rassistische Ideologie“. Weder das Statement noch Hoskotés Unterschrift seien bis zu diesem Pressebericht der documenta bekannt gewesen, sagte Hoffmann.

Hoskoté selbst habe nun versichert, er habe das Statement unterzeichnet, um sich gegen Hindu-Extremismus zu positionieren, da dieser vom Faschismus inspiriert sei, teilte die documenta weiter mit. Hingegen habe er sich gegen den kulturellen Boykott Israels ausgesprochen und lehne die Ziele der BDS-Bewegung ab. Die Bewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) fordert eine Isolierung Israels. Der Bundestag hat 2019 die Bewegung als antisemitisch eingestuft.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) drohte der documenta unterdessen mit finanziellen Konsequenzen. „Eine finanzielle Beteiligung des Bundes wird es für die nächste Documenta nur geben, wenn es einen gemeinsamen Plan und sichtbare Reformschritte hin zu klaren Verantwortlichkeiten, einer echten Mitwirkungsmöglichkeit für den Bund und Standards zur Verhinderung von Antisemitismus und Diskriminierung gibt“, sagte Roth der Online-Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). „Ich sehe hier noch keine Grundlage erreicht.“

Die documenta im vergangenen Jahr wurde seit der Vorbereitungsphase von Antisemitismusvorwürfen überschattet. Kurz nach Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni war das Banner „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs „Taring Padi“ wegen antisemitischer Motive abgehängt worden. Weitere israelfeindliche Werke und Filme wurden als antisemitisch kritisiert. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Sabine Schormann, wurde abberufen.