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Nachruf auf Christian Bunners: Er erforschte die Lieder von Paul Gerhardt

Mit Christian Bunners (1934-2024) ist eine prägende Gestalt der kirchen-, insbesondere frömmigkeitsgeschichtlichen Forschung und kirchlichen Publizistik gestorben.

Christian Bunners ist verstorben
Christian Bunners ist verstorbenprivat

Die Glückwünsche zu seinem diesjährigen 90. Geburtstag hatte Christian Bunners, der seit einigen Jahren im Evangelischen Dibeliusstift in Berlin lebte, noch mit wachem Geist und sichtlicher Freude aufgenommen. Auf eine reiche Lebensernte blickte der Jubilar zurück: Die ersten vier Jahrzehnte in der mecklenburgischen Heimat mit dem Studium der Theologie und Musikwissenschaft in Rostock, Promotion und anschließender Lehrtätigkeit, der Dienst als Pastor und Propst in Neubrandenburg, 1975 dann der Schritt nach Berlin als Dozent für Kirchengeschichte und Praktische Theologie an der Predigerschule Paulinum, ab 1983 zugleich Rundfunkbeauftragter des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR.

Christian Bunners war Mitbegründer der Paul-Gerhardt-Gesellschaft

1993 erschien erstmals seine zum Standardwerk gewordene Monographie „Paul Gerhardt: Weg, Werk, Wirkung“. Bunners‘ weit gespannte Kompetenzen schlugen sich nieder in der Präsidentschaft bei der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Hymnologie (1993-1999), der Mitgliedschaft in der Kommission zur Erforschung des Pietismus, der Historischen Kommission für Mecklenburg sowie der Fritz-Reuter-Gesellschaft. Mit Beginn des Ruhestandes 1999 wurde er Mitbegründer und zugleich Präsident der Paul-Gerhardt-Gesellschaft, ein Amt, das er mit der ihm eigenen hohen Einsatzbereitschaft, Umsicht, Bescheidenheit und stillen Autorität ausfüllte. Eine große Öffentlichkeit erreichte er mit der 4. Auflage des Gerhardt-Buches 2006 und zahlreichen Aktivitäten der Gesellschaft zu Gerhardts 400. Geburtstag 2007. Einen Meilenstein bildete auch sein Buch über den Berliner Kantor Johann Crüger, den Komponisten und Entdecker Gerhardts (2012). Seit 2015 war Bunners Ehrenpräsident der Paul-Gerhardt-Gesellschaft.

Christian Bunners brachte die geistliche Kraft der Lieder Paul Gerhardts zum Leuchten

Wir trauern um einen Menschen, der die poetische und geistliche Kraft von Gerhardts Liedern nicht nur anschaulich und zugleich mit wissenschaftlicher Genauigkeit auslotete, sondern sie auch mit seiner eigenen Haltung als Christenmensch zum Leuchten brachte. In einem seiner vielen Aufsätze spricht Bunners von Gerhardt als einem „Platzhalter für christliche Ewigkeitshoffnung“, bei dem das Singen und Loben „dort im andern Leben“ einen unverzichtbaren Platz hat: „Welch hohe Lust/welch heller Schein/wird wohl in Christi Garten sein/wie muss es da wohl klingen/da so viel tausend Seraphim/mit eingestimmtem Mund und Stimm/ihr Halleluja singen“ (EG 503,10). Ergänzt sei hier auch der andere Pol paradiesischer Akustik: „Freude die Fülle und selige Stille (!) /hab ich zu warten im himmlischen Garten …“ (EG 449,12). Beiderlei ist Christian Bunners nun zu wünschen in jener anderen Welt, die all unser Begreifen übersteigt.

Susanne Weichenhan ist Pfarrerin und im Vorstand der Paul-Gerhardt-Gesellschaft.