Sie sind so groß wie Frühstücksboxen. Enthalten aber kein Pausenbrot, sondern Botschaften an die kommenden Generationen. Am Mittwoch wurden die Zeitkapseln in einem Sandstein am Freiburger Münster versteckt.
Was wollen wir unseren Nachfahren in 500 Jahren von heute erzählen? Was ist typisch für unsere Gegenwart? Welche Hoffnungen und Träume haben wir? Diese Fragen haben baden-württembergische Schulklassen beim Zeitkapsel-Wettbewerb der Freiburger Münsterbauhütte beantwortet.
Jetzt stehen die Gewinner fest: Ausgewählt wurden drei Schülergruppen des Ursula-Gymnasiums und der Pestalozzi Realschule in Freiburg sowie des Bildungszentrums Haslach im Kinzigtal. Neben kunstvoll gestalteten Wünschen an die Zukunft deponierten die Schülerinnen und Schüler beispielsweise ein Smartphone, einen USB-Stick, Geldmünzen und einen Corona-Test in den Boxen. Ein Gewinner-Team widmete sich dem Thema, wie in der Zukunft kommuniziert werden wird – und legte Briefe in verschiedenen Sprachen in die Zeitkapselbox.
“Inhaltlich waren die Nachrichten eher besorgt, durchaus kritisch und politisch”, sagte Münsterbaumeistern Anne-Christine Brehm bei der Zeitkapsel-Zeremonie am Mittwoch. “Fragen nach dem Überleben von bedrohten Tierarten, zum Zustand des Klimas zogen sich durch, genauso wie solche nach dem gesellschaftlichen Zusammenleben, zum Beispiel, ob es in der Zukunft noch Rassismus gibt.”
Beteiligt hatte sich 35 Klassen aus Freiburg und Umgebung. Auch zwei Schulen aus Mönchengladbach und Offenburg haben an dem Wettbewerb teilgenommen. Alle eingesandten Zeitkapseln sollen aufbewahrt werden: Sie kommen ins Archiv des Münsterbauvereins.
Die drei prämierten Zeitkapseln aber finden jetzt bei den Restaurierungsarbeiten am Chor der Kathedrale ihren Aufbewahrungsort für die nächsten Jahrhunderte: Hoch über dem Dach des Münsters, an einem der Pfeiler, die den Chor stützen.
“Der neu gehauene Sandstein sollte viele Hundert Jahre stabil bleiben. Diesen Qualitätsanspruch haben wir. Und Zeitkapseln an großen Kirchen und anderen Baudenkmälern werden normalerweise erst dann wieder geöffnet, wenn erneut saniert werden muss. Also könnten die Nachrichten, die wir jetzt darin einschließen, vielleicht erst im Jahr 3024 wieder ans Tageslicht kommen”, sagte Brehm.
Am Freiburger Münster wurden schon einige Zeitkapseln entdeckt. Die ältesten stammten wohl aus dem 16. Jahrhundert und enthielten beispielsweise religiöse Medaillen und Gebete, um das Gebäude vor Blitz und Feuer zu schützen. Die Handwerker der 1920er Jahre versteckten als Zeugnis der damaligen Inflation und Wirtschaftskrise Lebensmittelmarken, Geldscheine und Listen mit den Preisen von Brot und Lebensmitteln.
Zuletzt hinterließ die damalige Münsterbaumeisterin Yvonne Faller 2007 an der Spitze des Münsterturms eine Speicherkarte mit digitalen Aufzeichnungen der Arbeiten und Sanierungen.
Das Hinterlassen von Zukunftsbotschaften hat an den großen Kirchen und Kathedralen eine lange Tradition. Steinmetze meißeln seit Jahrhunderten ihre Zeichen in Steine oder schieben auch mal kleine Briefe mit persönlichen Botschaften in Fugen und Ritzen.