Für viele kam der Wahlsieg Donald Trumps überraschend. Persönlichkeiten aus Kultur, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften äußerten sich zu möglichen Ursachen und Konsequenzen.
Es ist entschieden: Donald Trump wird am 20. Januar 2025 als 47. Präsident der USA vereidigt. Sein Wahlsieg am Mittwoch hat sowohl Überraschung als auch Besorgnis ausgelöst. So sagte etwa der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, Trumps Sieg werde erhebliche Konsequenzen für das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland haben, aber auch Auswirkungen auf die NATO, den Krieg in der Ukraine, die Konflikte im Nahen Osten und weitere Regionen der Welt. Er rief im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) dazu auf, besonnen und lösungsorientiert zu reagieren.
Die evangelische Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber sagte dem Portal evangelisch.de, sie frage sich, wieviel verlässliche internationale Zusammenarbeit mit den USA in Zukunft noch möglich sei: “Die Suche nach möglichen humanitären oder gar nach gerechten Lösungen für die Menschen in der Ukraine, im Nahen Osten oder am Horn von Afrika wird noch schwieriger werden.”
Orthodoxe europäische Rabbiner sehen das Wahlergebnis hingegen als Mahnung für europäische Politiker. Es verdeutliche, “dass ein naiver oder gar relativierender Umgang mit Terrororganisationen” eine ungewollte Alternative an die Macht bringen könne, die das europäische Projekt gefährde, erklärte Pinchas Goldschmidt, Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner. “Diese Wahlergebnisse in den USA sind ein deutliches Zeichen für Europa, dass die jahrzehntelange Abhängigkeit von Uncle Sam in Sachen Sicherheit vorbei ist.”
Auch der Autor und Psychiater Manfred Lütz erkennt in Trumps Wiederwahl das Ende einer “fast kindlichen Idealisierung Amerikas” in Deutschland: “Wir konnten uns hier lange Zeit alle denkbaren politischen Kindereien erlauben, weil wir wussten: Papi in Amerika wird es schon richten – doch das ist vorbei”, sagte Lütz der KNA. Europa werde nun stärker in Eigenverantwortung genommen.
Bei der Frage nach den Ursachen für den erneuten Sieg Trumps sieht die evangelische Theologin und Expertin für Rassismus und Kirche, Sarah Vecera, eine Mitverantwortung der Kirchen. “Wenn man den Messias als weißen Mann darstellt, muss man sich nicht wundern, dass Menschen nach 2.000 Jahren glauben, dass sie nur von einem weißen Mann gerettet werden können”, erklärte sie gegenüber der KNA. Auch eine Frauenfeindlichkeit der Kirchen trage dazu bei, dass viele Christen eine Frau nicht für fähig hielten. Diese Ansichten seien besonders unter rechtskonservativen Evangelikalen verbreitet.
Die Autorin Heike Specht sieht ebenfalls Frauenfeindlichkeit und Rassismus als Faktoren für Trumps Sieg. Er und sein Unterstützer Elon Musk verkörperten für viele Menschen offenbar immer noch einen Männertyp, den sie als attraktiv und erfolgreich betrachteten. Sie befürchte nun negative Auswirkungen auf die Rechte von Frauen. Specht, die das Buch “Die Ersten ihrer Art” über bahnbrechende Frauen in der Politik veröffentlichte, setzt sich auf der Social-Media-Plattform X für die Rechte von Frauen ein.