Nach der knappen Ablehnung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen per Bürgerentscheid fordert der Naturschutzbund (Nabu) NRW von der Landesregierung mehr Einsatz für den Artenschutz. Der gescheiterte Prozess zur Schaffung eines Nationalparks müsse „ein Weckruf“ sein, um die Umsetzung von mehr Natur- und Wildnisflächen in NRW energisch voranzutreiben, forderte die Vorsitzende Heide Naderer am Dienstag in Düsseldorf. Etwa 45 Prozent der Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in NRW stehen auf der „Roten Liste“ und sind damit gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben.
Der Nabu NRW hält mehrere Schritte für notwendig, um gegen den „alarmierenden Artenverlust“ vorzugehen: Wichtig sei etwa die Einrichtung eines Wildnisnetzwerks aus großen Wildnisgebieten und kleineren Waldflächen mit natürlicher Entwicklung. Es solle zwei Prozent der Landesfläche umfassen, um internationale Biodiversitätsschutz-Vereinbarungen einzuhalten. Durch einen Biotopverbund, der diese Gebiete vernetze, könne die Artenvielfalt gefördert werden. Zudem müssten bisherige Prozessschutzflächen ergänzt und eine unkontrollierte Ausweitung von Gewerbegebieten durch Steuerung des Landes vermieden werden.
Bei einem Bürgerentscheid im Kreis Kleve über eine Bewerbung für einen Nationalpark im Reichswald waren am Sonntag 52,7 Prozent der Stimmen gegen eine solche Bewerbung abgegeben worden. Der Findungsprozess für eine zweite Schutzregion in NRW neben dem seit 20 Jahren bestehenden Nationalpark Eifel war vom Land im September 2023 gestartet worden. In der Diskussion war neben dem Reichswald auch die Egge in den Kreisen Höxter und Paderborn. Auch dort hatten sich jedoch die Wählerinnen und Wähler in Bürgerentscheiden mehrheitlich dagegen ausgesprochen. Am Donnerstag will sich der Landtag in einer Aktuellen Stunde mit dem Aus eines weiteren Nationalpark-Vorhabens befassen.