Die Gedenkveranstaltung des federführenden Landesverbands Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ findet am Sonnabend (27. Januar) in Alt Rehse und Neubrandenburg (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) statt. Unter dem Motto „Erinnern, Betrauern, Wachrütteln“ gibt es nach einer Andacht (10 Uhr) in der evangelischen Kirche von Alt Rehse und einer Kranzniederlegung am Gedenkstein im Dorf eine Veranstaltung zur Aufarbeitung der „Euthanasie“ in der NS-Zeit im Neubrandenburger Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum, teilt der Landesverband Sozialpsychiatrie MV auf seiner Webseite mit.
So wird es den Angaben zufolge in einem Gespräch zwischen Daniel Rottke (Hochschule Neubrandenburg) und dem Leiter der Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse, Fabian Schwanzar, um die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft gehen. Martin Müller-Butz von der Geschichtswerkstatt „Zeitlupe“ des Vereins „RAA – Demokratie und Bildung MV“ wird über das „Schicksal polnischer Frauen im KZ-Außenlager Neubrandenburg“ sprechen. Einen Blick und Perspektive auf die Gegenwart wird der Geschäftsführer in der Bundesvereinigung Lebenshilfe, Jeanne Nicklas-Faust, richten.
Die Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse informiere über die Vergangenheit der deutschen Ärzteschaft und ihre Rolle im NS-System, heißt es. 1934 gingen das Gut und der Park an den Nationalsozialistischen Ärztebund. Die „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ wurde errichtet. Mehr als 10.000 Mediziner, Hebammen und Apotheker nahmen in dem zum Musterdorf umgebauten Ort von 1935 bis 1941 an ideologischen Schulungen teil. Die Seminare dienten der Vorbereitung auf die sogenannte Euthanasie.
Mehr als 300.000 Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen kamen laut Landesverband Sozialpsychiatrie MV während der NS-Zeit ums Leben und mehr als 400.000 Menschen wurden Opfer von Zwangssterilisierungen. Auf dem Gebiet des heutigen MV wurden in der NS-Zeit mehr als 2.200 Menschen auf Grundlage der „Euthanasie“-Gesetze getötet und mindestens 5.000 Menschen zwangsweise sterilisiert, teilte der Paritätische Wohlfahrtsverband MV in Schwerin mit.
Seit 1996 ist der 27. Januar in der Bundesrepublik Deutschland der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Tag erinnert an die Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz vor 79 Jahren, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden.