Beschäftigte von Stadt und Stadtwerken waren in München auf der Straße, um für mehr Lohn zu demonstrieren. Plötzlich raste ein Auto in die Gruppe und verletzte mindestens 28 Menschen.
Nur vier Wochen nach dem Messerangriff in Aschaffenburg hat es in Bayern erneut ein Gewaltverbrechen mit etlichen Verletzten im öffentlichen Raum gegeben. In der Münchner Innenstadt raste am Donnerstagvormittag ein Auto von hinten in eine Gruppe Streikender. Mindestens 28 Personen wurden verletzt, zwei davon schwer. Weil es sich bei dem festgenommenen Tatverdächtigen wiederum um einen Afghanen handelte, wurde die migrationspolitische Debatte angeheizt. Aber es gibt auch einzelne Stimmen, die vor Kurzschlüssen warnen.
Bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Tatort (Stiglmaierplatz) sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), es handle sich mutmaßlich um einen Anschlag. Wegen Anhaltspunkten auf einen extremistischen Hintergrund ermittelt der Generalstaatsanwalt. Eine Verbindung zur Münchner Sicherheitskonferenz, die am Freitag beginnt, sehen die Ermittler bisher nicht. Wegen dieser brisanten Zusammenkunft hat die Polizei ihre Präsenz in der Innenstadt schon vor Tagen erhöht.
Vertreter von Kirchen, Gewerkschaften, Politik und Zivilgesellschaft äußerten sich bestürzt und wünschten, dass alle Opfer wieder gesund werden. Den Einsatzkräften dankten sie für ihren beherzten Einsatz.
Söder sagte: “Wir reagieren besonnen, aber unsere Entschlossenheit wächst.” In Deutschland müsse sich etwas ändern, “und zwar rasch”. Man könne nicht weiter “von Anschlag zu Anschlag” zusehen. Nach den Worten seines Innenministers Joachim Herrmann ist der Festgenommene im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln und Ladendiebstählen polizeibekannt gewesen und sein Asylantrag sei abgelehnt worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, der Täter könne nicht auf “irgendeine Nachsicht” hoffen. “Er muss bestraft werden, und er muss das Land verlassen.”
Unterdessen warnt der Bayerische Flüchtlingsrat vor voreiligen Schlüssen aus dem “tragischen Ereignis”. Es bestehe die Gefahr, dass es für rassistische Hetze missbraucht werden könnte. “Wir warnen davor, einen direkten Zusammenhang zwischen Gewalt und Herkunft herzustellen. Diese Rhetorik ist gefährlich und führt nur zu mehr Angst und gesellschaftlicher Spaltung.” Gewaltverbrechen dürften nicht für politische Stimmungsmache oder den Wahlkampf missbraucht werden.
Das Erzbistum München und Freising hat neben der Telefonseelsorge ein zusätzliches Krisentelefon eingerichtet. Betroffene, Angehörige und Augenzeugen könnten es in den nächsten Tagen von 8 bis 22 Uhr unter der Rufnummer (0 89)1 11 02 22 erreichen.