Am Landgericht Leipzig beginnt am Dienstag der Prozess gegen den Musiker Gil Ofarim. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm falsche Verdächtigung und Verleumdung sowie falsche Versicherung an Eides statt vor. Das Hauptverfahren findet vor dem Hintergrund des Nahost-Kriegs unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Anfang Oktober 2021 hatte Ofarim, der sich selbst als säkularer Jude bezeichnet, in einem über Soziale Medien verbreiteten Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen den Mitarbeiter eines Leipziger Hotels erhoben.
Der Fall hatte bundesweit Aufmerksamkeit erregt und zunächst zu zahlreichen Solidaritätsbekundungen mit Ofarim geführt. Die Staatsanwaltschaft stuft seine Aussagen jedoch als wahrheitswidrig ein. Die Ermittlungen gegen den Hotelangestellten wurden eingestellt; er ist in dem jetzigen Prozess Nebenkläger. Aufgrund des hohen öffentlichen Interesses und der besonderen Bedeutung des Falls wird er nicht vor dem Amts-, sondern vor dem Landgericht verhandelt. Angesetzt sind zehn Verhandlungstage bis zum 7. Dezember.
In dem Handy-Video, das Ofarim vor dem Hotel aufnahm, berichtete er, dass er vor der Rezeption zunächst in einer Schlange gestanden habe. Andere Gäste seien vorgezogen worden. Später sei er von einem Mitarbeiter aufgefordert worden, seine Halskette mit einem Davidstern abzunehmen, um einchecken zu dürfen. Gleiches soll Ofarim laut Gericht auch gegenüber der Polizei ausgesagt haben.
Die Hauptverhandlung sollte ursprünglich bereits im Herbst 2022 beginnen, wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Nach Angaben des Landgerichts hatte die Verteidigung von Ofarim den Vorsitzenden der Kammer wegen des Verdachts der Befangenheit abgelehnt. Der 41-Jährige ist Sohn des israelischen Sängers Abi Ofarim (1937-2018). Er arbeitet auch als Schauspieler. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für ihn die Unschuldsvermutung.
Am Wochenende betonte Ofarim, er halte den Vorwurf weiter aufrecht, er sei in dem Hotel antisemitisch angefeindet worden. “Ich weiß, was mir passiert ist. Es ging mir nicht um den Mitarbeiter, sondern um Antisemitismus. Ich bin froh, dass jetzt viel herauskommen wird, was bisher nicht gesagt oder geschrieben worden ist”, sagte er der “Welt am Sonntag”.