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Mürrische Männer

Welche Bilder verbinden wir eigentlich mit dem evangelischen Glauben? Das Themenjahr „Bild und Bibel“ wäre ein Anlass, über die Bildsprache der Kirche nachzudenken

Düster sahen sie aus, die beiden Herren: Paul Gerhardt und Johann Sebastian Bach hingen da nebeneinander an der Wand des Gemeindehauses und blickten griesgrämig ins Volk. Die Wirkung, die ihr Anblick auf die Gehirne der Konfirmandinnen und Konfirmanden hatte, war eine eher abschreckende, muss befürchtet werden.

Dabei haben sich die Portraitmaler, die die Großen des Protestantismus abgebildet haben,  durchaus Gedanken über die Ausstrahlung ihrer Werke gemacht: Martin Luther wurde als der Selbstbewusste, Standhafte dargestellt, sein theologischer Berater Melanchthon als der Intellektuelle mit der hohen Denkerstirn – Männer, die wissen, was sie wollen, und die für ihren Glauben einstehen (siehe Seite 13).
Dumm nur, dass sich die Symbolsprache der Bilder inzwischen verändert hat. Was früher als vorbildhafte Glaubenstreue herüberkam, wirkt heute verstaubt und starr. Unsere Sehgewohnheiten sind bunter, schneller, auch kurzlebiger geworden. Innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheidet sich: Das gefällt mir – oder auch nicht. Die alten Männer der Reformationen haben da keine große Chance mehr, Sympathien für den evangelischen Glauben zu wecken.
Was aber sind Bilder, die das können? Wie kann man heute abbilden, worum es beim Christsein, beim Evangelischsein geht und warum es Sinn hat, sich damit zu beschäftigen? Welche Bildsymbole bietet die Kirche dafür an?
Evangelische Kirche – das ist: Pfarrerinnen und Pfarrer in schwarzen Talaren; Kreuz und Bibel auf dem Altar; singende Gemeinden und Organisten an großen Orgeln. Vielleicht noch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland mit einem großen silbernen Kreuz auf der Brust. Reicht das aus, um Aufmerksamkeit und Sympathie zu wecken? Sind das richtige, sind das ausreichende Bilder für den christlichen Glauben?
Martin Luther war überzeugt davon, dass Bilder für den Glauben notwendig sind – sie entstehen seiner Erfahrung nach von selbst im Herzen, wenn man die biblische Botschaft hört, und können den Glauben unterstützen. Andere Reformatoren waren vorsichtiger: Bilder können auch Macht über Menschen gewinnen, manipulieren und Wirklichkeiten schaffen, die niemand braucht. Leicht kommt es dann zur Verwechslung von Abbildung und Inhalt. Nicht umsonst zahlen Wirtschaftsunternehmen Millionensummen an Werbeagenturen, damit sie mit Bildern die höchstmögliche Aufmerksamkeit für ihre Produkte schaffen.
Die Kirche will nichts verkaufen. Aber sie möchte den Menschen eine Botschaft bringen, die sie selbst als „Wort des Lebens“ bezeichnet. Darum ist es sinnvoll, die Bilder unseres Glaubens einmal darauf zu befragen, wie verständlich und wie anziehend sie heute noch sind. Vielleicht wäre es an der Zeit, das eine oder andere auszutauschen.