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Mitteldeutsche Kirche hält an Wehrdienstberatungen fest

Die Synode der Evangelischen Kirchen in Mitteldeutschland (EKM) hat die neu gewählte Bundesregierung aufgefordert, die Finanzierung von psychosozialen Beratungsangeboten für Geflüchtete fortzusetzen. Gemeinsam mit den Ländern müsse der Bund auf Basis der tatsächlich anfallenden Kosten verlässliche Rahmenbedingungen für solche Angebote schaffen, forderten die Kirchenparlamentarier am Samstag zum Abschluss ihrer dreitägigen Beratungen im Kloster Drübeck in Sachsen-Anhalt.

Die Gewalttaten von Magdeburg, Aschaffenburg und München zeigten, dass die Täter mit Migrationsgeschichte Auffälligkeiten im Bereich des psychosozialen Verhaltens zeigen, hieß es. Diese seien auch ihrem Status als geduldete beziehungsweise abgewiesene Flüchtlinge geschuldet. Diese Menschen benötigten Angebote und Begleitung im Bereich der psychosozialen Betreuung. Nach Darstellung von Flüchtlingsberatern habe sich die Situation in der Beratung zuletzt auch aufgrund verspäteter Bewilligungen von staatlichen Zuschüssen zugespitzt.

Vor dem Hintergrund der bundesweiten Debatte über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland hat die Landessynode zudem die Rolle der Bundeswehr als Parlamentsarmee betont. Ihr Auftrag bestehe nicht darin, „kriegstüchtig“ zu sein, sondern die Verteidigungsfähigkeit der Bundesrepublik auch militärisch zu sichern, erklärte das Kirchenparlament am Samstag.

Die Synodalen betonten, den Dienst der Soldatinnen und Soldaten wertzuschätzen. Auch evangelische Pfarrer begleiten sie seelsorgerlich in ihrem Dienst. Zugleich beabsichtigt die mitteldeutsche Landeskirche, an ihrem Beratungsangebot für mögliche Wehrdienstverweigerer festzuhalten. Laut Grundgesetz dürfe niemand gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden, hieß es. In Fragen der Gewissensbildung und bei Gewissensfragen zur Wehr- und Dienstpflicht biete die evangelische Kirche daher weiterhin ihre Hilfe an.

Als Versammlung von Christinnen und Christen trete die Synode entschieden für das Ende der Kriege in Europa und in der Welt ein, betonte das Kirchenparlament. „Wir folgen damit der Friedensbotschaft des Evangeliums und sehen dies als Dienst für die Menschen und die Völker“, heißt es im Beschlusstext. Um Frieden zu schaffen, bedürfe es einer nachhaltigen und gerechten Sicherheits- und Wirtschaftsordnung in der aktuellen multipolaren Welt. Dafür setze sich die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland lokal, regional und global ein.

Innerkirchlich umstritten blieb bis zuletzt die Fusion der Kirchenkreise Weimar und Apolda-Buttstädt. Zunächst hatten beide Kirchenkreise eine Fusion angestrebt. Zuletzt hatte sich jedoch die Kreissynode in Apolda-Buttstädt dafür ausgesprochen, eigenständig zu bleiben und lediglich mit dem Nachbarkreis zu kooperieren. Die Synode beschloss nun die Fusion zum Jahresbeginn 2026. Der vereinigte Kirchenkreis trägt dann den Namen „Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Weimar-Apolda“ und hat seinen Sitz in Weimar.

Die Synode tagt in der Regel zweimal im Jahr. Die nächsten Beratungen sollen am 19. November in Erfurt beginnen. Die Landeskirche hatte Ende 2024 rund 574.000 Mitglieder.