Hamburg. Curslack ist ein kleiner ländlicher Stadtteil im Südosten Hamburgs. Hier gibt es viel Ackerland, viele Deiche, auf denen heute Straßen verlaufen, und altehrwürdige Bauernhäuser mit liebevoll restauriertem Fachwerk. Die Kirche im Ort hat eine jahrhundertealte Tradition. Nun hat ein kleines Team rund um Ute Schmidt vom Curslacker Kirchengemeinderat ein Projekt angeschoben, mit dem dieser Blick auch über moderne Technik funktioniert: Anhand eines QR-Codes, eines Handys und dem Internet ist es möglich, Details rund um das kirchliche Leben in Curslack damals und heute zu erkunden.
Ute Schmidt hatte sich zuvor schon für die Kulturlandschaft Bergedorf stark gemacht – mit einem Projekt, das sie „Pfad des Lichts“ nannte, eine Art kultureller Schnitzeljagd quer durch die Curslacker Kirche. „Dann haben wir gedacht, das könnte man auch dauerhaft machen“, erinnert sie sich. Es sollte allerdings kein Kirchenführer in Papierform werden, sondern ein digitales Projekt – so entstand die Idee einer virtuellen Kirchenführung. Ute Schmidt begann das Projekt gemeinsam mir ihrem Ehemann Thorsten, einem IT-Fachmann, Anfang des Jahres. Nun, etwas mehr als drei Monate später, sind sie so gut wie fertig.
Elf Stationen – von Beichtstuhl bis Altar
An elf Stationen in der Kirche lässt sich ein QR-Code scannen, neben dem Beichtstuhl zählen etwa der Altar, der Glockenturm und die Orgel dazu. Thorsten Schmidt zeigt, wie der QR-Code funktioniert: Er nimmt sein Handy, hält dessen Kamera vor das schwarzweiße Bild – dann wird eine Internetseite aufgerufen, die er selbst angelegt hat. Dort ist ein Text zu lesen, der über das jeweilige Merkmal, zu dem der QR-Code angelegt wurde, Aufschluss gibt.
Die QR-Codes sind in goldenen Bilderrahmen mit einer Abbildung des jeweiligen Gegenstands zu sehen. Die Rahmen haben Ute Schmidt und ihr Sohn Ole in der Kirche verteilt.
Erst Berührungsängste, dann grünes Licht
Dass neue Medien auch direkt in die Kirche in Curslack einziehen sollten, sorgte offenbar erst einmal für ein paar Berührungsängste. Doch nach einer Präsentation erster Beiträge gab die Mehrheit im Kirchengemeinderat grünes Licht für das Projekt, das zudem kaum Kosten verursacht – beide Schmidts und weitere Helfer engagieren sich hier ehrenamtlich.
Ein Zeitzeuge erwies sich als besonders reiche Quelle interessanter Anekdoten: Heinz Sieveking war viele Jahre lang Kantor in der Kirche; als Pensionär erzählt er nun die Geschichte der Kirche nach. Nicht etwa in einem stundenlangen, ermüdenden Monolog, sondern zeitgerecht in kurzen, knackigen Happen. Da ist zum Beispiel der Beichtstuhl, der im Altarraum der kleinen Kirche steht und, wohl in gebückter Haltung, aber immerhin richtig begehbar ist.