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Mit dem E-Auto quer durch die Gemeinde

Sie legt täglich mehr als 200 Kilometer zurück, um die neun Kirchen ihrer großen Gemeinde zu erreichen. Seit kurzem ist Pastorin Johanna Montesanto Vorreiterin –mit dem ersten E-Auto für die Mecklenburger Gemeindearbeit.

Pastorin Johanna Montesanto mit ihrem E-Auto
Pastorin Johanna Montesanto mit ihrem E-AutoChristian Meyer

Gresse/Granzin. „Was sind unsere Apfelbäumchen, die wir heute in Bezug auf den Klimaschutz pflanzen können?“ Das wird Gottfried Timm im regionalen Reformationsgottesdienst am Mittwoch, 31. Oktober, um 10 Uhr in Granzin fragen. Pastorin Johanna Montesanto hatte den ehemaligen MV-Innenminister eingeladen zu predigen. Was ihre Gemeinde Gresse-Granzin und Zweedorf ganz praktisch schon in Sachen Klimaschutz tut, ist seit August sichtbar: In glänzendem Hellblau tourt die Pastorin geräuschlos durch das Gebiet der Kirchengemeinden. Blau ist nämlich das nagelneue Elektro-Auto – das erste seiner Art für die Gemeindearbeit im Kirchenkreis Mecklenburg. 
Die Kirchliche Stiftung für Klimaschutz fördert den Umstieg auf CO2-neutrale Mobilität. „Für die notwendigen Ladestationen werden bis zu 100 Prozent der Kosten übernommen. Zudem werden drei Jahre lang mit bis zu 200 Euro die monatlichen Leasingraten für die Autos gefördert“, erklärt Geschäftsführer Rüdiger Ost vom Kirchlichen EnergieWerk, das das Pilotprojekt umsetzt. Der Betrieb eines E-Autos sei damit für die Nutzer preiswerter als der Betrieb eines „fossilen“ Fahrzeugs.

Pastorin hatte die Idee

Ein Angebot, das den Kirchengemeinderat von Pastorin Montesanto überzeugte: „Der Impuls kam im November von unserer Pastorin“, erzählt Vorsitzende Karola Heldt. „Wir haben einen Mobilitätsausschuss eingesetzt, der alles prüfte, bevor wir grünes Licht gaben.“ Ihr Mann Gunther Heldt, der Mitglied im Mobilitätsausschuss ist, erklärt augenzwinkernd: „Förderung ist natürlich ein Zauberwort.“ Dennoch habe man alles durchgerechnet, die jährlich gefahrenen Kilometer und die erstatteten Fahrtkosten überschlagen und geklärt: „Wie finanzieren wir das sechs Jahre lang, bei einer nur dreijährigen Förderung? Wo soll die Elektro-Tankstelle hin? Ist der Leasingvertrag okay? Welches Fahrzeug soll es sein und in welcher Farbe?“
Unterm Strich liegen die Kosten für das E-Auto tatsächlich unter denen des früheren benzinbetriebenen Fahrzeugs. Und so freut sich Pastorin Montesanto über ihren „Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung“. Sie ist überzeugt: „Für Kirchengemeinden mit mehreren Standorten ist ein E-Auto eine echt gute Alternative.“ In diesem Dienstwagen, den sie auch privat nutzen dürfe, könne man gut vier Personen mitnehmen. 

Batterien laden über Nacht auf

Die Batterien sind in wenigen Stunden oder über Nacht unter dem Carport mit Öko-Strom aufgeladen. Mit der realistischen Reichweite von 300 Kilometern komme die Pastorin gut im Gemeindegebiet herum. „Immerhin zählen wir neun Kirchen und sieben Friedhöfe in unseren beiden Gemeinden“, skizziert Johanna Montesanto. Daher sei es beruhigend, dass es auch in Lauenburg, Zarrentin und anderswo Ladestationen gibt. 
Mit dem Kabel können die Fahrzeug-Akkus an allen öffentlichen und privaten Ladesäulen angeschlossen werden. Weil der Gemeinde das E-Auto gehört, könnten Mitglieder es auch mal leihen, um zu kirchlichen Veranstaltungen in der Region zu fahren. „Doch viel lieber ist es mir, wenn ich zu den Gemeindegliedern auf die Dörfer fahre“, sagt die Pastorin.