Golfer tragen Karo, fahren einen Porsche und haben jede Menge Geld – diese Klischees halten sich hartnäckig. Eine Eigenschaft hat es aber noch nicht auf die Liste geschafft: Sie gehen in den Gottesdienst und beten regelmäßig.
„Als ich 2008 mit dem Golfen angefangen habe, war meine erste Frage: Was wird eigentlich von Christen getan, um Golfer für Jesus Christus zu gewinnen?“, sagt Sportpastor Karsten Gosse. Seine Suche war ergebnislos und schnell war klar: Die Anzahl entschiedener Christen unter den 700 000 Golfern in Deutschland ist nicht sehr hoch.
Aktiv in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Das will „Ich tu‘s – Christen im Golfsport“ ändern. 2010 gründete Gosse den Verein. Seitdem versucht er, Golf und Glaube miteinander zu verbinden. „In erster Linie ist unsere Motivation eine missionarische“, sagt Gosse. Golfer sollen mit dem Glauben in Berührung gebracht werden. „Das erreichen wir, indem wir vor jedem Turnier gemeinsam frühstücken und ich das Evangelium verkündige“, erklärt er. Zudem richtet der Verein Golftage und Golfreisen aus, auf denen sich die Sportler mit der Bibel beschäftigen – eine Art „Exerzitien auf dem Golfplatz“.
Die Initiative wuchs schnell und hat inzwischen Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefunden. Auf den Golfplätzen merke man sofort, wer die „Normalen“ und wer die Christen sind, sagt Gosse. „Jedenfalls legen wir darauf Wert, dass wir durch Wort und Tat deutlich machen, dass authentisch gelebter Glaube durchaus attraktiv sein kann.“ Freundlichkeit und Fairness spielen daher die wichtigste Rolle auf dem Rasen.
Damit die christlichen Golfer aber nicht nur an ihrer Tat erkennbar sind, wurde ein eigenes Logo entwickelt: Ein Golf-Eisen in der Form eines Fisches. Dieses Motiv findet sich auch im Vereinsnamen wieder: „Ich tu‘s“ wird vom griechischen Wort „Ichthys“ – „Fisch“ abgeleitet, der das Erkennungszei-chen der ersten Christen war.
Neben den Hobbygolfern um Gosse bekennen sich auch Profis zum Christentum. Zu ihnen gehört Bernhard Langer, der als erster deutscher Golfer internationale Erfolge erreichte und bis heute 97 Turniersiege verzeichnet. Neben seinem sportlichen Engagement ist Langer Kuratoriumsmitglied des evangelikalen Vereins „ProChrist“. Dieser organisiert Massenveranstaltungen zur Evangelisierung. „Er ist ein Vorbild für christliche Ethik und Moral, als Familienvater und Geschäftsmann“, betont Gosse.
Während seiner Zeit als Golfpastor habe er entdeckt, dass eine Runde Golf wie das Leben sei, sagt Gosse: „Es gibt schöne Momente, schwierige Situationen, fast aussichtslose und wundersame Schläge oder Putts, die man sich nicht erklären kann.“ Zudem habe Golf viel mit Ethik und Moral zu tun: Werte wie Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Rücksichtnahme, Demut, Geduld seien sehr wichtig. So könne mit einigen Golf-Gleichnissen die christliche Botschaft leicht nahegebracht werden.
Golf ist für manche eine „Ersatzdroge“
Ein Beispiel ist der sogenannte „Mulligan“. Das ist eine Art zweite Chance, die es allerdings nur auf Privatrunden und nicht im Turnier gibt. Wenn ein Schlag misslingt, für den man eigentlich einen Strafschlag bekäme, können die Mitspieler einem den „Mulligan“ zugestehen. Dann tut man so, als wäre der schlechte Schlag nicht passiert. „Eine zweite Chance also“, sagt Gosse, „Gnade, wenn man so will.“
Bei seinen Aktionen bleibt es Gosse allerdings wichtig, dass der Golfsport nicht den Kirchengang oder das Gebet ersetzt. Wer glaubt, den dränge es auch in die Kirche, ist sich Gosse sicher. Er beobachtet allerdings, dass Golf für Menschen, die dem Glauben kritisch gegenüberstehen, oft eine „Er-satzdroge“ sei. „Wenn wir Frühstück und Andacht anbieten, dann steht es jedem frei, daran teilzunehmen.“ Manche kommen gerade wegen der Andacht – andere erst danach. „Die wollen dann einfach nur Golf spielen“, berichtet Gosse, „ohne christlichen Input“.