Berlin – Zwei Jahre nach dem Start des Forschungsprojekts zum Missbrauch in der katholischen Kirche haben die leitenden Forscher Zwischenergebnisse vorgelegt. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die 27 Diözesen haben die umfangreiche Studie in Auftrag gegeben, um Umfang und Hintergründe sexuellen Missbrauchs in der Kirche aufzuklären.
Ein Ergebnis der Forscher um den Psychiater Harald Dreßing und den Kriminologen Dieter Dölling ist, dass die Täter innerhalb der Kirche wie in anderen Institutionen auch hauptsächlich männlich sind. Bei den Opfern gibt es aber Unterschiede: Während in nicht-kirchlichen Institutionen häufiger weibliche Betroffene (55 Prozent) verzeichnet wurden, sind die Opfer bei Taten in der Kirche überwiegend männlich (79 Prozent). Ein weiteres Ergebnis ist, dass drei Viertel der Taten in der katholischen Kirche Handlungen sind, bei denen das Opfer mindestens angefasst wurde. Am häufigsten ging es dabei um Anfassen oberhalb (23 Prozent) und unterhalb (21 Prozent) der Kleidung. In 17 Prozent der Fälle kam es zu Geschlechts-, in zwölf Prozent zu Oralverkehr. Damit gebe es bei fast einem Drittel der Taten eine erhebliche Schwere, sagte Dölling bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin.
Das im Juli 2014 gestartete Forschungsprojekt läuft noch bis Ende 2017. Um Besonderheiten des Missbrauchs in der katholischen Kirche aufzudecken, sollen zudem Strafakten von Tätern aus dem kirchlichen und nicht-kirchlichen Bereich verglichen werden.epd
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