Artikel teilen

Ministerium weist Kritik an Mängel am Ahauser Atommülllager zurück

Das nordrhein-westfälische Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie hat Kritik von Umweltgruppen an baulichen Mängeln des Ahauser Zwischenlagers zurückgewiesen. „Im Jahr 2018 wurde der Einbau einer Stützenkopfverspannung der Dachkonstruktion durch die Betreiberin gegenüber der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde beantragt und diese hat der Umsetzung der Maßnahme im aufsichtlichen Verfahren zugestimmt“, teilte das Ministerium dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Diese bauliche Maßnahme sei 2020 fachgerecht abgeschlossen worden und die Mängel somit beseitigt. „Weitere Mängel in der Struktur oder Statik des Brennelemente-Zwischenlagers Ahaus liegen nicht vor“, hieß es.

„Das Brennelemente Zwischenlager Ahaus unterliegt der kontinuierlichen staatlichen Aufsicht durch die atomrechtliche Aufsichtsbehörde“, erläuterte das Ministerium. Dementsprechend fänden in regelmäßgen Abständen Überprüfungen der Anlage in Form von Begehungen, Aufsichtsgesprächen und Sachverständigen-Kontrollen statt. „Auch der geschilderte Fall ist in diesem rechtlich verbindlich geregelten Verfahren vor vier Jahren abgeschlossen worden“, hieß es.

Anti-Atomkraft-Gruppen hatten in einem offenen Brief an NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne), die zugleich Chefin der NRW-Atomaufsicht ist, Aufklärung über Sicherheitsgefahren im Ahauser Zwischenlager durch bauliche Mängel. „Nach uns jetzt zugegangenen Informationen haben sich an den Seitenwänden und der Decke der Ahauser Lagerhalle gravierende Mängel in der Statik gezeigt, die zu einem Auseinanderdriften der Wände geführt haben“, hieß es. Die Außenwände seien provisorisch durch starke Drahtseile miteinander verbunden worden.

Einer der wesentlichen Kritikpunkte von Umweltgruppen am Atommülllager in Ahaus sei seit Jahren die Struktur der dortigen Lagerhalle, hieß es in dem veröffentlichten Schreiben weiter. Deren Wände und Decke mit nur 20 Zentimeter Durchmesser wiesen im Vergleich zu allen später entwickelten Zwischenlager-Generationen eine viel zu geringe Wand- und Deckenstärke auf.

In dem Brief forderten sie von Ministerin Neubaur eine Bewertung des Falls und mögliche Maßnahmen zur Behebung des Problems. „Wir fordern deshalb insbesondere im Hinblick auf die drohende Langzeitlagerung von Atommüll in Ahaus den Neubau eines erheblich robusteren Gebäudes“, hatte Felix Ruwe von der Bürgerinitiative Ahaus erklärt. So habe das zuletzt gebaute Zwischenlager in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern eine Wand- und Deckenstärke von bis zu 180 Zentimetern.

Das Zwischenlager Ahaus wurde in den 1980er Jahren errichtet. Dort lagern nach Behördenangaben 329 Castoren mit hochradioaktiven Abfällen. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung hat zudem in Ahaus die Zwischenlagerung von 152 Castor-Behältern mit knapp 290.000 abgebrannten kugelförmigen Brennelementen aus einem stillgelegten Versuchsreaktor im rheinischen Jülich gestattet. Die abgebrannten Brennelemente sollen über die Straße von Jülich nach Ahaus transportiert werden. Im vergangenen Jahr fand eine Probefahrt für kommende Castor-Transporte quer durch NRW statt.