Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) hat die Grundzüge der künftigen Krankenhauslandschaft im Land vorgestellt. Mit allen Krankenhausträgern würden derzeit Gespräche über das künftige Angebot geführt, sagte er am Donnerstag in Mainz. Für Alltagsnotfälle solle es insbesondere in ländlichen Gegenden künftig sogenannte Regiokliniken mit der Möglichkeit zur stationären Aufnahme geben. Bei planbaren Eingriffen setzt das Land auf eine größere Spezialisierung der Klinikstandorte. Bei der Schlaganfall-Behandlung im ländlichen Raum sollen verstärkt telemedizinische Möglichkeiten genutzt werden.
Aktuell sei es noch so, dass manche Behandlungen von einer Vielzahl von Krankenhäusern angeboten würden, die Fallzahlen aber jeweils sehr gering seien. Dies betreffe beispielsweise Krebstherapien, Hüftoperationen und andere nach dem bisherigen Vergütungssystem lukrative Leistungen. Teils gebe es in den Krankenhäusern aber nur zweistellige Fallzahlen pro Jahr. „Das ist zu wenig, um auf Dauer diese Leistungen qualitativ hochwertig zu erbringen“, sagte der Minister.
In den kommenden Monaten werde es bei den Verhandlungen mit den Krankenhausträgern darum gehen, Absprachen zur Schwerpunktbildung der einzelnen Häuser und für eine bessere Patientensteuerung zu treffen. „Es wird nicht immer nur einvernehmlich gehen, und dann muss das Land entscheiden“, erklärte Hoch. Die vom Bundestag verabschiedete Reform gebe dem Land hier mehr Mitbestimmungsrechte. Die künftige Krankenhauslandschaft müsse auch so aufgestellt sein, dass leichtere Fälle konsequenter als heute von Kliniken der Maximalversorgung ins Umland verteilt werden.
Bei der Ausgestaltung der Reform für Rheinland-Pfalz stützt sich das Land auf ein Gutachten zur Krankenhausversorgung, das kürzlich bereits im Gesundheitsausschuss des Landtags vorgestellt worden war. Die Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass die Situation im Land trotz einer Reihe von Krankenhausschließungen nach wie vor gut sei. 98 Prozent der Menschen im Land könnten demnach eine Klinik der Grund- und Regelversorgung innerhalb von 30 Minuten erreichen. Aktuell gibt es landesweit 86 Krankenhäuser an 105 stationären Standorten.
Hoch verwies darauf, dass historisch gewachsene Strukturen beim Umbau der Krankenhauslandschaft berücksichtigt werden sollen. Nicht zwingend sollten alle spezialisierten Behandlungen in den Großstädten konzentriert werden, sagte er: „Menschen lassen sich schon heute beraten und sind bereit, 100 Kilometer für eine gute Behandlung zu fahren.“ Als Beispiel führte er das Krankenhaus in Hachenburg im Westerwald an, das sich dank des exzellenten Rufs der dortigen Fachabteilung zu einem der wichtigsten Anlaufpunkte für Hüftoperationen entwickelt habe. Auch die größte Geburtsklinik von Rheinland-Pfalz befinde sich nicht in einer der Großstädte, sondern im Diakonissen-Krankenhaus in Speyer.