Mit Elvis war schon immer ein gutes Geschäft zu machen. Sein schillernder Manager „Colonel“ Tom Parker warb ihn 1955 für ein Handgeld ab vom Musikproduzenten Sam Phillips. In dessen „Sun“-Aufnahmestudio in Memphis/Tennessee hatte der junge Lkw-Fahrer Elvis Presley im Jahr zuvor seinen ersten Hit „That’s all right, Mama“ eingespielt. Parker machte den Rock’n’Roll-Sänger, der vor 90 Jahren – am 8. Januar 1935 – geboren wurde, zu einer Marke. Experten schätzen den Wert des hinterlassenen Vermögens auf etwa 250 Millionen Euro.
Alben, Bücher, Fotos, Hüte, „I Like Elvis“-Anstecker: Nie zuvor war ein Popstar so vermarktet worden wie der schüchterne, stets freundliche Sänger. Sein Manager baute ihn zum „King of Rock’n’Roll“ auf – und nahm ihn aus wie eine Weihnachtsgans. Parker sicherte sich schließlich 50 Prozent der Erlöse. Ein Schwarm von Schmarotzern, die „Memphis-Mafia“, umgab Presley hinter den Mauern seiner Villa „Graceland“. Seine „Freunde“ lebten gut vom Reichtum des Musikers und sorgten dafür, dass er den goldenen Käfig nie verließ.
Als Elvis am 16. August 1977 an Herzversagen starb, hinterließ er seiner kleinen Tochter Lisa Marie, seinem Vater Vernon und seiner Großmutter Minnie Mae ein eher kleines Millionen-Erbe. Dieses wurde nach dem Tod Vernons von Elvis’ Witwe Priscilla und später von Lisa Marie verwaltet. Lisa Marie, die 2023 starb, verkaufte 85 Prozent ihrer Firmenanteile an das Unternehmen „Elvis Presley Enterprises“, das heute dem Markenmanagement-Unternehmen Authentic Brands Group (ABG) in New York gehört. Es macht sein Geld mit Lifestyle-, Unterhaltungs- und Medienmarken. Rund 30 Millionen Euro verdienen Elvis’ Erben und Nachlassverwalter schätzungsweise im Jahr.
„Taking Care of Business“ – ich kümmere mich ums Geschäft: Das war der Leitspruch von Elvis, der in einfachen Verhältnissen in der Kleinstadt Tupelo im US-Bundesstaat Mississippi zur Welt gekommen war. Das „TCB“ ließ er sich gar auf einen Ring prägen. Als Elvis’ Karriere 1956 Fahrt aufnahm, konnte er sich einen extravaganten Lebensstil leisten. Seiner Mutter Gladys erfüllte er einen Traum: Er kaufte ihr einen rosafarbenen Cadillac.
Der Geldsegen lockte den gläubigen Christen Elvis, doch er opferte dafür seine kreative Freiheit. Vom hüftkreisenden Rocker, der seine Fans schwach machte, ließ er sich zum braven Schnulzensänger formen. In der „Ed Sullivan Show“ wurde er 1957 fürs Fernsehen nur von der Hüfte an aufwärts gefilmt. Mit Blick auf die Verkaufszahlen nahm er fortan vor allem Balladen wie „Love Me Tender“ auf. „Sie haben dich vergiftet mit Kompromissen“, kommentiert der britische Sänger Robbie Williams die Geschäftemacherei mit dem „King“ bitter in seinem Song „Advertising Space“ (2005).
Für Elvis sei der schnelle Erfolg „Segen und Fluch“ zugleich gewesen, sagt Elvis-Kenner Christian Besau. Als Sänger interpretiert Besau unter dem Pseudonym „Chris Brandon“ auch dessen Songs und ist außerdem Privatfunk-Beauftragter der Evangelischen Landeskirche in Baden. In einer „tragischen Symbiose“ habe sich der zunächst noch minderjährige Elvis von seinem Manager Parker abhängig gemacht.
„Er konnte bei wichtigen Schritten seiner Karriere niemanden fragen“, sagt Besau, der mit einem Cousin von Elvis befreundet ist. 1973 verkaufte Elvis die Rechte an seinen Songs an seine frühere Plattenfirma RCA für nur 5,4 Millionen US-Dollar. Als der Medikamentenkonsum gegen Ende von Elvis’ Leben überhandgenommen habe, hätten seine Freunde und die Familie einfach weggeschaut. Niemals habe dieser sich von den Erfolgszwängen befreien können.
Als einer der erfolgreichsten Solokünstler aller Zeiten im Alter von nur 42 Jahren starb, rollte eine erneute Kommerzwelle los: Seine Musik wurde in Wiederveröffentlichungen neu aufgekocht, es gab Bücher und Kinofilme, seine Villa „Graceland“ wurde für Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Auch in Deutschland halten Fan-Veranstaltungen wie das „European Elvis Festival“, das im kommenden August wieder im hessischen Bad Nauheim stattfindet, die Erinnerung an den „King“ wach. In der Kurstadt wohnte er während seiner Militärzeit in Deutschland von 1958 bis 1960.
Radiomoderator Besau befürchtet, dass in 10 oder 20 Jahren zumindest außerhalb seines Heimatlandes USA kaum mehr jemand über Elvis sprechen werde. Deshalb müsse „seine Kreativität“ in die Gegenwart gerettet werden. Ein jüngeres Publikum sei etwa durch den Radio-Remix seines Songs „A Little Less Conversation“ (2002) oder die Filmbiografie „Elvis“ (2022) auf ihn aufmerksam geworden. Doch die Nachlassverwalter machten die Nutzung von originalem Songmaterial fast unmöglich, beklagt Besau: „Elvis ist heute eine perfekt geschützte Ware.“