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Messerangriff in Österreich mutmaßlich islamistisch motiviert

Der 23-Jährige, der am Samstag im österreichischen Villach einen 14-Jährigen tötete, hat sich offenbar im Internet radikalisiert. Politiker fordern Konsequenzen – Religionsvertreter rufen zu Besonnenheit auf.

Der Messerangriff im österreichischen Villach hat ersten Ermittlungen zufolge einen terroristischen Hintergrund. In einer Pressekonferenz am Sonntagmittag sprach Innenminister Gerhard Karner von einem “islamistischen Anschlag mit IS-Bezug”, berichteten österreichische Medien. Ein 23-Jähriger hatte am Samstagnachmittag wahllos mit einem Messer auf Menschen eingestochen und einen 14-Jährigen getötet. Fünf weitere Personen wurden verletzt.

Der mutmaßliche Täter stammt aus Syrien und hat eine Aufenthaltsgenehmigung in Österreich. Laut Karner hatte er sich “online rasch radikalisiert”. Nach Informationen des ORF wurde bei der Durchsuchung seiner Wohnung eine islamistische Flagge gefunden.

Terrorismusexperte Peter R. Neumann vom King’s College in London schrieb auf der Plattform X: “Die Anschläge in München und Villach sind Teil einer dschihadistischen Welle, die sich seit Monaten angekündigt hat.” Es gebe keinerlei Belege für einen direkten Zusammenhang mit der Bundestagswahl, eine externe Koordination oder gar eine Manipulation durch Russland. Die dschihadistische Motivation und Radikalisierung im Internet sei im Fall von Villach sogar noch eindeutiger als in München.

Nach der Tat im Zentrum von Villach forderten Politiker verschiedener Parteien, bestehende Gesetze “mit voller Härte” anzuwenden. Die frühere Innenministerin Johanna Mikl-Leitner von der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) sprach sich für eine Umsetzung “strengerer Maßnahmen gegen Integrationsverweigerer” aus.

Religionsvertreter riefen dagegen zu Besonnenheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt auf. Der Kärntner Bischof Josef Marketz sagte: “Dieses schreckliche Verbrechen erschüttert mich zutiefst und macht viele Menschen fassungslos und wütend.” Die Gewalttat fordert die Gesellschaft heraus, viele seien besorgt um die Zukunft und die Sicherheit in unserem Land”, so der Bischof von Gurk-Klagenfurt. Marketz betonte auch, dass “Pauschalbeurteilungen, die niemandem helfen und auch keine Probleme lösen”.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich nannte die Tat “zutiefst schockierend” und “abscheulich”. Sie sei durch nichts zu rechtfertigen. “Diese Gewalttaten, die unter missbräuchlicher Berufung auf den Islam begangen werden, haben mit den wahren Werten unseres Glaubens nichts gemein”, betonte ihr Präsident Ümit Vural.

Laut Manfred Sauer, evangelischer Superintendent in Kärnten, steht zu befürchten, dass die Tat weiter Emotionen und Aggressionen gegen Ausländer und Migranten in Österreich anheizt und dadurch Hass und Aggression zunehmen. Auch er warnte vor pauschalen Verurteilungen.

Sauer erinnerte zudem: “Wir wissen, dass es auch ein Syrer war, der mit seinem Auto auf den Attentäter losgefahren ist und so Schlimmeres verhindert hat.” Der Essenszusteller hatte den Informationen zufolge die Tat beobachtet und sofort reagiert.