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Menschenrechtler: Hinweise auf Genozid an Alawiten in Syrien

Die alawitische Minderheit wird in Syrien von den neuen islamistischen Machthabern verfolgt. Der Menschenrechtler Kamal Sido sieht sogar Hinweise auf Völkermord.

Die islamistischen Machthaber in Syrien sollen Völkermord begangen haben (Archiv)
Die islamistischen Machthaber in Syrien sollen Völkermord begangen haben (Archiv)Imago / Middle East Images

Die Gesellschaft für bedrohte Völker sieht Hinweise auf einen Völkermord an der alawitischen Minderheit in Syrien. Die Verbrechen unter dem ehemaligen Präsidenten Baschar al-Assad und seinem Vater Hafiz al-Assad würden als Rechtfertigung für einen neuen Genozid genutzt, sagte der Nahostreferent der Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido. Die Bundesregierung müsse alles tun, den Genozid zu verhindern und sich für ein Ende der Gewalt an der syrischen Mittelmeerküste einsetzen.

„Unter dem Vorwand, Anhänger des alten Assad-Regimes zu verhaften, werden von den neuen islamistischen Machthabern in Syrien Razzien durchgeführt, bei denen Angehörige der alawitischen Minderheit öffentlich hingerichtet werden“, sagte Sido, der selbst im Norden Syriens geboren wurde. Vor allem Frauen und Kinder seien Opfer dieser Hinrichtungen. Ziel der Massaker sei die Auslöschung der alawitischen Gemeinschaft.

Syrien: Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor Genozid

Das Muster ist dem Historiker zufolge bei jedem Völkermord gleich: Eine Gruppe werde als Opfer gebrandmarkt und entmenschlicht, dann werde ihre Vernichtung geplant. „In Syrien werden alle Alawiten als Assad-Anhänger dargestellt, und es werden Verschwörungstheorien verbreitet, die zu einer Polarisierung der Gesellschaft beitragen“, sagte Sido.

So behaupteten islamistische Politiker in den Sozialen Medien, Alawiten, Kurden und Drusen in Syrien stellten eine Gefahr für Syrien dar, weil sie sich mit den Juden und Israel verbünden könnten. „Wir fordern sowohl die deutsche Politik als auch die Medien auf, den Islamismus als Gefahr für Minderheiten und Frauen nicht zu verharmlosen – weder in Syrien noch in Afghanistan oder der Türkei“, betonte Sido.

Die Alawiten sind eine religiöse Sondergemeinschaft, die im 9. Jahrhundert im Irak entstanden ist und zum schiitischen Spektrum des Islam gehört. Auch der frühere Präsident Assad und viele ehemalige Führungspersonen in Syrien gehörten zu dieser Gemeinschaft.