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Menschenrechtler: Andauernde Gewalt gegen syrische Minderheiten

Belagerung, Vertreibung, verschleppte Zivilisten: In Syrien geraten religiöse Minderheiten andauernd ins Visier islamistischer Angriffe. Angehörige glauben zu wissen, wer hinter den Angriffen steckt.

Menschenrechtler fordert mehr Unterstützung für verfolgte Minderheiten in Syrien. Drusen, Alawiten, Christen und Kurden würden seit der Machtübernahme des islamistischen Übergangspräsidenten Al-Scharaa gezielt angegriffen, sagte der Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Mittwoch in Göttingen. Angehörige der Minderheiten hätten Sido auf seiner Reise durch Syrien mitgeteilt, dass die neuen Machthaber diese Angriffe in Auftrag gegeben hätten.

“Das drusische Kernland im Süden des Landes ist faktisch von allen Seiten belagert”, sagte Sido. “Als ich Anfang April im Drusengebiet war, war die Lage noch verhältnismäßig stabil. Ende April griffen Islamisten die Drusen im Süden von Damaskus an. Hätten die Drusen keine Waffen gehabt, wären ihre Frauen und Kinder den Islamisten ausgeliefert gewesen.”

Auch die Angriffe auf die alawitische Minderheit im Westen des Landes dauern nach Informationen der Organisation an. Mindestens 30.000 Menschen seien getötet, Zehntausende verletzt worden. Weitere Zehntausende gelten als vermisst, wie es hieß. “Die neuen syrischen Machthaber arbeiten weiter darauf hin, ein islamistisches Regime zu etablieren”, so Sido.

Anfang April schon hatte die orthodoxe Kirche Zyperns die Gewalt gegen Christen in Nordsyrien angemahnt und Europa sowie der internationalen Gemeinschaft vorgeworfen, gleichgültig gegenüber der Not der syrischen Christen zu sein.

Seit dem Sturz des früheren Machthabers Baschar-al-Assad haben Dschihadisten aus dem Umfeld der HTS-Miliz die Macht in Syrien übernommen. Seitdem berichten zahlreiche andere Menschenrechtsorganisationen von Angriffen auf Angehörige religiöser Minderheiten.