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“Mensch oder Technik, das ist schwer zu erkennen”

„Es braucht eine grundlegende Medienpädagogik“, sagt Tilman Lautzas (67). Der Pastor im Ruhestand ist Beauftragter des evangelischen Kirchenkreises Altholstein für den Runden Tisch gegen Rassismus und Faschismus in Kiel, berät Gemeinden und organisiert Projekte. Darunter das „Demokratie-Projekt“ der Michaeliskirchengemeinde in Kiel. „Die Menschen müssen einen kritischen Blick auf die Informationen werfen“, sagte Lautzas dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am 12. Mai um 19 Uhr gibt es eine Informationsveranstaltung mit dem Medienpädagogen Michael Asmussen unter dem Titel „Wie TikTok und Co. die Demokratie gefährden können“.

epd: Inwiefern kann Manipulation in sozialen Netzwerken die Demokratie gefährden?

Tilman Lautzas: Soziale Netzwerke sind meinungsbildend, das beeinflusst Demokratie auf jeden Fall. Erst mal gibt es Medien, die hip sind. Die rufe ich im Netz auf und da finde ich dann zum Beispiel eine Aussage – vielleicht meinungsstark, vielleicht einseitig – und die will ich überprüfen. Damit geht es los. Ich gebe die Frage wieder in eine Suchmaschine ein und dann beginnen auf der technischen Seite Algorithmen einzusetzen. Die Algorithmen wissen, wofür man sich interessiert und ziehen einen immer tiefer in eine Blase – zu der Gruppe von Menschen, die bestimmte Dinge sagen und behaupten. Das gibt ein Gefühl von Bestätigung und wirkt meinungsbildend.

epd: Algorithmen werden immer stärker, Künstliche Intelligenz größer und Manipuliertes immer schwerer von der Realität zu unterscheiden. Macht Ihnen das Angst?

Lautzas: Mir macht die mechanische Übermacht Angst, die Automatisierungsprozesse. Das fängt schon bei Spam-Mails an, die nicht mehr so leicht zugeordnet werden können. Es wird immer schwerer zu erkennen, ob da ein Mensch hinter steht oder einfach nur Technik. Das auszusortieren ist wahnsinnig viel Arbeit, auch wegen der Masse an Informationen.

epd: Wie können sich Nutzerinnen und Nutzer schützen?

Lautzas: Informiert euch, sucht das Gespräch, fragt nach. Und dazu braucht es eine grundlegende Medienpädagogik. Wie funktionieren soziale Netzwerke? Wie ist Werbung aufgebaut? Es braucht Quellenkritik! Die Menschen müssen einen kritischen Blick auf die Informationen werfen und sich fragen: Welche Quelle ist das überhaupt? Ein Tipp: Fragt nach. Lasst euch Links schicken, überprüft die Seiten und schaut auch auf die Person: Wer ist das überhaupt, der mir da Sachen erzählt?