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Meldestelle erfasst deutliche Zunahme von Judenfeindlichkeit in NRW

Jüdinnen und Juden werden in Nordrhein-Westfalen immer mehr bedroht und diskriminiert. Das geht aus neuen Zahlen einer Meldestelle hervor. Pro Woche erfasst sie 18 Vorfälle – und ein großes Dunkelfeld.

In Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr 940 judenfeindliche Vorfälle erfasst. Das ist eine Steigerung um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie aus dem am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellten Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS NRW) hervorgeht. Die Auswertung erfasst Angriffe, Bedrohungen und Sachbeschädigungen ebenso wie verletzendes Verhalten. Neben den registrierten Fällen sei von einem hohen Dunkelfeld auszugehen, hieß es.

Die meisten der gemeldeten Fälle fanden den Angaben zufolge im öffentlichen Raum statt. “Antisemitismus ist – so tragisch und traurig das ist – in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt”, sagte NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne). Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinden Westfalen-Lippe, Alexander Sperling, berichtete, dass unbeschwertes jüdisches Leben momentan fast nur noch in geschützten Räumen möglich sei.

Dem Bericht zufolge war in den meisten Fällen der Krieg Israels im Gazastreifen der vordergründige Anlass für Antisemitismus. Meldestellenleiter Jörg Rensmann verwies auch auf die Zahlen aus dem Jahr 2022, in denen 263 Fälle erfasst wurden. Stark zugenommen habe die Feindlichkeit gegenüber Jüdinnen und Juden seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem folgenden Gazakrieg. 519 Vorfälle werden im Bericht unter israelbezogenem Antisemitismus geführt. Deutlich zugenommen haben laut Rendsmann auch gezielte Angriffe auf Gedenkorte für jüdische Opfer des Nationalsozialismus.

“Für mich persönlich sind diese Zahlen erschreckend und schwer erträglich”, sagte Paul. Die Landesregierung habe die Verantwortung, die Sicherheit von Jüdinnen und Juden zu gewährleisten.

Antisemitismus-Meldestellen gibt es in mehreren Bundesländern. In NRW nahm sie im April 2022 ihre Arbeit auf.