Lehrkräfte werden in Thüringen nach wie vor regelmäßig Opfer von schulischer Gewalt. Jeder zweite Pädagoge (50 Prozent) habe demnach seit Schuljahresbeginn wenigstens einmal selbst Gewalt erlitten, teilte der Thüringer Lehrerverband (tlv) am Freitag als Ergebnis einer eigenen Umfrage mit. Zudem hätten 82 Prozent der Befragten angegeben, dass sie im gleichen Zeitraum Vorfälle von Gewalt an ihrer Schule mitbekommen haben.
Im Vergleich zum Vorjahr ist das laut dem Verbandsvorsitzenden Tim Reukauf eine leichte Zunahme. Im Vorjahreszeitraum habe der Anteil der direkt von Gewalt betroffenen Personen noch bei 47 Prozent gelegen.
23 Prozent des Thüringer schulischen Personals erlitten demnach seit Beginn des aktuellen Schuljahres körperliche Gewalt wie Schläge oder Tritte. 46 Prozent wurden Opfer von Beleidigungen oder Bedrohungen. Acht Prozent sahen sich mit Gewalt über das Internet konfrontiert.
Die Gewalt ging der Umfrage zufolge in 70 Prozent der Fälle von Schülerinnen und Schülern aus. Jeder vierte Fall sei von Eltern ausgegangen. Die restlichen Vorfälle seien auf das Konto von Kollegen gegangen.
Reukauf forderte mehr Schutz durch den Dienstherrn. Die zunehmende Enthemmung der Gesellschaft entlade sich an den Schulen. Die Beschäftigten seien dem zu häufig schutzlos ausgeliefert, kritisierte der Chef des Thüringer Lehrerverbandes.
An der Umfrage beteiligten sich demnach in Thüringen 289 Personen. Sie sei aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht repräsentativ, weise aber Übereinstimmungen mit der als repräsentativ geltenden zeitgleich erhobenen Umfrage auf Bundesebene auf, hieß es.