Ein 75 Jahre alter Gesetzestext ist eine eher trockene Angelegenheit. Dass das beim Grundgesetz nicht immer der Fall ist, zeigen kreative Varianten der deutschen Verfassung. Und auch für Buchliebhaber ist die Auswahl groß.
Sie alle haben eines gemeinsam: den Inhalt. Und doch unterscheiden sich die verschiedenen Ausgaben des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland zum Teil deutlich. Das liegt auch an den verschiedenen Sprachen, in die die deutsche Verfassung übersetzt wurde.
Als Taschenbuch ist das Grundgesetz nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Russisch, Arabisch und Türkisch erhältlich. All diese Varianten sind kostenlos bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Bonn erhältlich. Rund 420.000 deutsche Ausgaben mit einem Seitenumfang von 144 Seiten hat die bpb laut Mitteilung im Jahr 2023 an den Mann oder die Frau gebracht. Die Nachfrage an den anderssprachigen Taschenbüchern liege bei rund 9.500 (türkisch), 11.000 (arabisch) und 14.500 (russisch). Der Bundestag bietet das Grundgesetz als Taschenbuch zusätzlich in englischer Sprache an, rund 5.000 Exemplare wechseln jährlich ihren Besitzer.
Wer nicht so viel Platz im Regal hat, kann neben dem Taschenbuch auch die kleine Textvariante auf Deutsch bestellen. Sowohl die bpb als auch der Bundestag bieten entsprechende Versionen an mit 128 beziehungsweise 348 kleinen Seiten.
Natürlich ist das Grundgesetz inzwischen auch in der digitalen Variante erhältlich. So nimmt es gar keinen Platz mehr im Bücherregal ein, sondern lediglich ein wenig Speicher auf dem Computer oder Smartphone. Hier kommen auch weitere Fremdsprachler auf ihre Kosten: Der Bundestag stellt das Grundgesetz zum Herunterladen auf Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Polnisch, Türkisch, Arabisch und Persisch zur Verfügung. In Kürze erscheint laut Mitteilung zusätzlich eine offizielle ukrainische Übersetzung der deutschen Verfassung.
Im Bundestag, an Messeständen und in Wanderausstellungen teilen die Mitarbeiter des Bundestags laut offiziellen Zahlen jährlich rund 79.000 Grundgesetze im Taschenbuchformat aus. Im Mini-Format seien es etwa 161.000 Exemplare. Die anderssprachigen, nur digital erhältlichen Varianten wurden demnach jeweils mehr als tausendmal heruntergeladen.
Die Online-Variante des Grundgesetzes auf der Internetseite des Bundestags kommt auf 180.000 Aufrufe im Jahr 2023. Nach Angaben der Bundestagsverwaltung beinhalten diese Zahlen nicht nur das Grundgesetz an sich, sondern auch Seiten mit Erklärungen zum Text.
Mit demselben Inhalt, aber einem besonderen Design kommt das Grundgesetz als Magazin daher. Ergänzt um einige Infografiken im Anhang und mit Satellitenaufnahmen der Bundesländer setzt es sich deutlich von den offiziellen Textvarianten ab. Die Idee hinter dem Magazin sei, Menschen dazu zu bewegen, sich mit diesen “Spielregeln unserer Gesellschaft” zu beschäftigen. Das erklärte einer der Entwickler des Heftes, Oliver Wurm, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Besonders wichtige Sätze seien etwa hervorgehoben, um einen leichteren Einstieg in den Text zu ermöglichen. Diese großen Sätze müsse man inszenieren, “damit es eine Freude ist, diese zu lesen”. Die erste Auflage des Hefts erschien zum 70. Jahrestag des Grundgesetzes, nun erscheint eine aktualisierte Fassung. Ab dem 21. Mai sei diese an allen Bahnhofsbuchhandlungen erhältlich, so Wurm.
Der Text des Grundgesetzes ist schwer verständlich, wie der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider im Auftrag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) analysierte. Da liegt es nahe, dass die deutsche Verfassung auch in Leichte Sprache übersetzt wurde. “Durch Leichte Sprache verstehen viele Menschen ihre Rechte besser”, schrieb dazu die frühere Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, im Vorwort der Ausgabe des Netzwerks Leichte Sprache.
Nicht zu vergessen ist die wichtigste Ausgabe des Grundgesetzes: die Urschrift. Sie befindet sich im Reichstagsgebäude in Berlin. Neben dem Original gibt es auch einige Kopien, sogenannte Faksimiles, darunter je eine Ausgabe im Haus der Geschichte sowie im Bundesratsgebäude in Bonn. Beide Ausgaben können besichtigt werden, die Ausstellung im Bundesrat jedoch nur nach vorheriger Anmeldung. Eine solche originalgetreue Kopie ist ab dem 23. Mai über den Bundestag für jedermann als kostenlose Sondervariante erhältlich.